Achtsamkeit im Alltag bedeutet bewusst zu leben, sich zu fokussieren, nur eine Sache gleichzeitig zu machen, präsent zu sein und einfach zuzulassen was ist. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich wirklich so lebe, wie ich das beschreibe und wie ich es an verschiedenen Stellen empfehle.

Was macht ein achtsames Leben aus?

Führe ich wirklich ein achtsames, entschleunigtes Leben ohne Multitasking, immer gelassen und voll fokussiert? Meine Antwort darauf ist ein ganz entschiedenes „jein“.

Nein, ich bin nicht perfekt und wertfrei und immer gelassen. Manchmal fühle ich mich unter Druck, bin gestresst und verzettle mich in unwichtigen Details. Manchmal bin ich ungerecht, ungeduldig und reizbar. Manchmal lasse ich Pausen ausfallen, bewege mich zu wenig und komme kaum an die frische Luft. Manchmal wird mir alles zu viel, ich kann meinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden und mache Fehler.

Und dennoch behaupte ich, dass ich ein achtsames und bewusstes Leben führe. Ich nehme wahr, beobachte und probiere immer wieder etwas Neues. Ich achte auf mich, kenne meinen Körper und nehme seine Symptome ernst. Ich schaffe mir ein unterstützendes Umfeld und gestalte aktiv meinen Alltag. Immer wenn etwas nicht so gut funktioniert, nehme ich mir wieder einen bewussteren Umgang mit diesem Thema vor.

Und natürlich kenne ich viele der Herausforderungen, die der Alltag so bereithält und wodurch unsere Achtsamkeit immer wieder auf die Probe gestellt wird.

Im heutigen Teil 1 diese Beitrags gehe ich besonders auf diese Herausforderungen ein und zeige dir ein paar Möglichkeiten, wie du mit ihnen umgehen kannst. Im Teil 2 werde ich mich dann stärker damit befassen, wie du erkennst in welchen Bereichen du unbedingt etwas ändern solltest und wie du die nötigen Fähigkeiten dafür aufbaust.

Die Ablenkungen der Technik

Wir leben in einer schnellen Zeit. Dauernd sind wir einer riesigen Menge verschiedener Reize ausgesetzt und unsere durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne ist in den letzten Jahren immer kürzer geworden. Die meisten von uns nutzen Email, Facebook, Twitter, WhatsApp oder SnapChat.

Jede App des allgegenwärtige Smartphone schickt uns Benachrichtigungen und macht sich alle paar Minuten optisch und akustisch bemerkbar. Auch wenn wir meinen, wir bemerken diese Unterbrechungen gar nicht mehr, dauert es doch jedes mal ein paar Sekunden bis wir uns wieder auf unsere Tätigkeit konzentrieren können.

Durchschnittlich blicken wir fast 100 mal am Tag auf unser Handy, oft ohne dass wir es merken, aus Gewohnheit, oder natürlich aus der Befürchtung heraus, wir könnten etwas verpassen.

Und wenn wir nur kurz auf Facebook nachsehen wollen, was es Neues gibt, verlieren wir schnell unser eigentliches Ziel aus den Augen und eher wir uns versehen, ist eine halbe Stunde vergangen, ohne dass wir mit unserer Arbeit weitergekommen sind. Im schlimmsten Fall haben wir sogar vergessen, was wir tun wollten.

Die Ablenkungen des Alltags

Mehrere Aufgaben gleichzeitig bewältigen zu können, nennt sich Multitasking und gilt teilweise immer noch als erstrebenswerte Qualifikation. Dabei ist Multitasking reine Illusion, es gibt gar kein Multitasking. Wenn wir mehrere Aufgaben scheinbar gleichzeitig machen, schalten wir immer wieder ganz schnell von einer Aufgabe auf die andere um. Dabei verlieren wir viel Zeit, so dass wir weitaus schneller und effizienter arbeiten, wenn wir erst die eine, dann die andere Aufgabe erledigen. Das gilt übrigens auch ganz genauso für Menschen, die sich selbst für gut multitasking-fähig halten!

Nicht nur Handy, Email oder andere Nachrichten lenken uns von unserer Arbeit ab. Wir sind inzwischen so sehr an die dauernde Erreichbarkeit gewöhnt, dass wir uns jederzeit vom Telefon, dem Kollegen an der Tür oder sogar dem Paketzusteller unterbrechen und aus unserer Konzentration holen lassen. Viel zu selten vertrösten wir jemanden auf später, erbitten uns noch ein paar Minuten, um eine Aufgabe abzuschließen oder ignorieren das klingelnde Telefon.

Auch die zunehmende Flexibilität der Arbeit führt fast automatisch dazu, das immer mehr Aufgaben zu Zeiten oder an Orten erledigt werden, die sehr störungsanfällig sind. So gelingt es den meisten Menschen in der U-Bahn, in einem Café oder bei laufendem Fernseher nur sehr eingeschränkt und kurzfristig konzentriert an etwas zu arbeiten.

Bedürfnisse, die keine sind

Unterbrechungen und Ablenkungen gibt es auch in weiteren Bereichen. So werden die privaten Radio- und Fernsehsender dauernd von Werbung unterbrochen. Wer ohne AdBlocker arbeitet, bekommt auch am Computer ständig Bannerwerbung eingeblendet.

Die Werbung in allen Medien, der wir ständig ausgesetzt sind, zerstückelt nicht nur unsere Aufmerksamkeit, sie macht auch noch etwas anderes mit uns: sie weckt immer neue Bedürfnisse in uns, von denen wir vorher noch nicht die geringste Vorstellung hatte.

Wer Kinder hat, kennt das: umso länger sie in einen Spielzeugkatalog blättern, umso mehr Dinge gibt es, die sie unbedingt haben wollen, obwohl sie diese kurz vorher weder kannten noch vermissten.

Bei Erwachsenen funktioniert das ganz ähnlich, wenn vielleicht auch etwas subtiler. Fast jeder von uns hat mehr Kleidung, Schuhe und technisches Spielzeug als er oder sie benötigt. Fernsehserien und Shows binden unsere Aufmerksamkeit und Zeit, weil sie uns vermitteln etwas zu verpassen, wenn wir nicht dabei sind.

Menschen allerdings, die von bestimmten Modetrends, neuen Sendungen oder Serien noch nichts gehört haben, leiden üblicherweise nicht an einem Gefühl des Mangels. Im Gegenteil, sie sind oft mehr bei sich, fokussierter und zufriedener.

Was wir tun können

Viele dieser Störungen und Ablenkungen können wir selbst reduzieren, auch wenn wir manches davon nicht einmal für denkbar halten:

  1. Schaffe deinen Fernseher und dein Radio ab und höre bewusst die Musik bzw. schaue die Filme, die dich wirklich interessieren.
  2. Installiere dir einen guten AdBlocker auf dem Computer. Das schützt nicht nur dich von unerwünschter Ablenkung, sondern auch deinen Rechner von Malware.
  3. Definiere klare und zeitlich befristete Onlinezeiten, in denen du deine Facebook-Timeline ansiehst, Twitter und Whatsapp Nachrichten liest oder selbst etwas postest
  4. Rufe deine Emails aktiv und nur zu bestimmten Zeiten ab, auch deine beruflichen Emails, du musst nicht immer und sofort erreichbar sein
  5. Lösche Apps von Spielen, sozialen Medien oder anderen Zeitfressern vom Handy und Tablet
  6. Schalte möglichst alle Notifications am Handy aus, achte vor allem darauf, dass es keine akustischen Benachrichtigungen gibt
  7. Schalte dein Handy immer mal wieder ganz aus, lass es zuhause, leg es in einen Schrank, tu alles, was verhindert, dass du unbewusst Zeit damit verbringst
  8. Schaffe dir Phasen, in den du nicht gestört werden darfst. Niemand darf zu dir ins Zimmer und alle Arten von Benachrichtigungen sind für diese Zeit gesperrt
  9. Plane bewusste Zeit für Ablenkungen bzw. Pausen z.B. mit Kollegen, Kinder oder einem Kaffee in deinen Arbeitstag ein. Niemand kann den ganzen Tag produktiv und konzentriert sein, auch du nicht.
  10. Nimm dir jeden Tag einen Moment Zeit, in dem du die positiven Inhalte in deinem Leben wahrnimmst. Wofür bist du dankbar? Was gefällt dir? Was gibt es Schönes?

Für weitere Inspirationen zum „digitalen Detox“ empfehle ich dir den Gastartikel von Walter Epp auf Healthy Habits

Fazit

Unser digitales Zeitalter ist äußerst schnelllebig und hält unzählige Ablenkungen bereit, Dennoch können wir uns jeden Tag neu entscheiden achtsamer mit uns selbst und unserem Umfeld umzugehen.

Viele Maßnahmen unsere Leben achtsamer zu gestalten und zu entschleunigen sind weder schwierig noch kompliziert, wir müssen sie nur bewusst umsetzen.

In Teil 2 dieses Beitrags beschreibe ich, wie du dir bewusst machst, in welchen Bereichen dein Leben mehr Achtsamkeit vertragen kann und wie du dir die nötigen Kompetenzen dafür aneignest. Melde dich am besten gleich für meinen Newsletter an, um den zweiten Teil nicht zu verpassen.

Im Rahmen meines Entschleunigungscoachings unterstütze ich dich sehr gern auch dein Leben bewusster und achtsamer zu gestalten, um so Erschöpfung und Stress abzubauen.

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