Einfach mal eine Auszeit aus dem Job nehmen. Was früher nur direkt nach der Schule oder dem Studium denkbar war, machen heute immer mehr Menschen auch während ihres Berufslebens. Als Sabbatical bezeichnet man klassischerweise eine selbstinitiierte Auszeit von mehreren Monaten nach der man im Anschluss wieder zum gleichen Arbeitgeber und in den gleichen Job zurückkehrt.
Sabbaticals werden beispielsweise genutzt, um mehr Zeit für die Familie zu haben, um ein persönliches Projekt, wie einen Hausbau voranzutreiben, sich eigenen Hobbys zuzuwenden oder mal eine richtig große Reise zu machen. Auch gezielt für die eigene Weiterbildung und Entwicklung werden Sabbaticals genommen.
Wer ein Sabbatical machen kann
Ein Anrecht auf ein Sabbatical gibt es nicht, d.h. der Arbeitgeber kann den Plänen für eine längere Auszeit eine klare Absage erteilen. Dennoch lohnt es sich die Pläne mit dem Arbeitgeber zu besprechen, da die Akzeptanz doch oft größer ist als erwartet. Ein offener Umgang mit den eigenen Wünschen fördert das Vertrauen und legt damit den Grundstein für eine weitere lange Zusammenarbeit. Auch mögliche finanzielle Konstrukte, die Ansammlung von Urlaubstagen oder Vertretungsregelungen für die Zeit der Abwesenheit lassen sich am besten gemeinsam und frühzeitig klären.
Aber auch wenn der Arbeitgeber nicht mitspielt, ist eine Auszeit durchaus möglich, nur dass man hierfür (gefühlt) mehr Risiken eingehen muss. Vorher ausreichend Geld ansparen, den Job kündigen, eventuell auch die Wohnung – diese Möglichkeiten kann dir niemand verwehren. Je nach persönlicher Qualifikation, aktuellem Job und Alter kann das eine sehr befreiende Option sein, da Abhängigkeiten und Verbindlichkeiten deutlich dezimiert werden.
Doktorarbeit während eines Sabbaticals
Die Doktorarbeit endlich fertig machen oder gar erstmals beginnen, das ist keine seltene Motivation für eine Auszeit. Oft hat man die praktischen Arbeiten in der vorgesehenen Zeit geschafft, aber die Auswertungen und Schreibarbeiten sind in den Anfängen stecken geblieben.
Genauso möglich ist es aber, sich eine Auszeit zu nehmen, um erstmals ins wissenschaftliche Arbeiten einzusteigen und ein Thema, für das man sich möglicherweise schon lang interessiert, mal so richtig tiefgehend anzupacken. Die Motivation ergibt sich eher aus Selbstverwirklichungsbestrebungen weniger durch den Druck etwas abschließen und beenden zu wollen. Die Doktorarbeit hat in diesem Setting den Stellenwert eine Weiterbildung, die man für sich selbst machen möchte.
In beiden Fällen kann man oft mit der Unterstützung des Arbeitgebers rechnen, da diese Motivation für viele Menschen gut nachvollziehbar ist und auf persönliches Verständnis stößt.
Warum eine Auszeit für die Promotion sinnvoll sein kann
Die meisten Doktorarbeiten scheitern in der Phase des Zusammenschreibens. Das liegt vor allem daran, dass der Zeitaufwand fürs Schreiben von vielen Promovierenden kräftig unterschätzt wird, was von manchen Betreuern, die nur wenige Wochen dafür ansetzen, noch bestärkt wird. Irgendwann ist die Zeit für die Arbeit an der Promotion vorbei, aber die Arbeit ist noch nicht abgabebereit. Manch einer entschließt sich gleich noch etwas Zeit anzuhängen, um die Arbeit doch noch abzuschließen.
Viele erwarten aber von sich selbst, die Schreibarbeit einfach in ihrer Freizeit zu erledigen. Sowohl die Auswertungen als auch die Schreibarbeit sind allerdings zeitaufwendig, umso mehr, wenn man wenig Routine mitbringt. Neben Job und Familie bleibt dann oft keine Zeit mehr, um konzentriert an der Promotion zu schreiben. Umso länger sie liegen bleibt, umso schwerer wird auch wieder der Einstieg ins Thema und ins Schreiben. Und bevor die Arbeit dann endgültig in der Schublade verschwindet, ist eine Auszeit vom Job der Rettungsanker, der genau das verhindern soll.
Auch wer erstmals eine Doktorarbeit beginnen möchte, profitiert von einer Auszeit, wenn er diese effektiv nutzen kann. Das heißt, die durchzuführende Studie mit allen durchzuführenden Arbeiten und Untersuchungen muss innerhalb dieser Zeit schaffbar sein. Nichts ist ärgerlicher als Leerlaufzeiten auf der einen Seite, die zu Verzögerungen am Ende führen. Oft bietet es sich deshalb an viele Vorarbeiten und die Planung bereits vor dem eigentlichen Sabbatical durchzuführen, um dann direkt in die eigenen Experimente und Untersuchungen einzusteigen. Zudem ist es sehr hilfreich die ganze Doktorarbeit möglichst innerhalb des Sabbaticals abzuschließen, um das oben beschriebenen Phänomen zu vermeiden. Denn die Option für eine zweite Auszeit gibt es meist eher nicht so schnell.
Welche Hürden es gibt
Wenn du eine Auszeit beginnst mit dem Ziel deine Promotion abzuschließen, solltest du unbedingt eine Vorstellung vom Arbeitsaufwand und deiner verfügbaren Zeit haben. Wer sehr gestresst und belastet durch den Job war, benötigt womöglich am Anfang zuerst einen Regenerationsphase, in der der Zeitplan nicht allzu straff sein sollte. Allgemein gilt, dass auch während eines Sabbaticals unbedingt Erholungszeiten und Urlaube mitgeplant werden sollten. Ich sehe vor allem zwei Szenarien als Risiko, das es zu vermeiden gilt:
Wer üblicherweise viel Zeit im Job verbringt, neigt dazu die tägliche Arbeitszeit, die ihm während eines Sabbaticals zur Verfügung steht, zu überschätzen und zu viele Aufgaben und Verpflichtungen in seine Planung zu packen, so dass er ganz schnell (wieder) in eine Zustand der Erschöpfung kommt und seinen eigenen Ansprüchen nicht genügen kann
Wer sich gleich aus Sorge zuviel Stress aufzubauen nur sehr wenig vornimmt und mehr in den Tag hineinlebt, schafft unter Umständen nach einer kurzen Weile gar nichts mehr. Anfangs ist der Antrieb noch hoch, aber wenn dass der äußere Druck wegfällt, sinkt dieser massiv und selbst einfachste Aufgaben benötigen eine Ewigkeit.
Gegen beide Schwierigkeiten hilft es, einen realistischen Plan mit ganz konkreten Zwischenzielen zu erstellen, der nicht nur die einzelnen Schritte der Doktorarbeit berücksichtigt, sondern auch alle anderen Aufgaben und Verpflichtungen im Leben. Vielen Menschen hilft es zudem alles was sie für sich selbst tun wollen, wie Sport, Meditation oder Lesen, in den Plan aufzunehmen.
Wie die Auszeit zu einem Erfolg wird
Damit dein Sabbatical ein Erfolg werden kann, muss klar sein wie dieser Erfolg aussehen soll. Einfach mal eine Auszeit nehmen, in den Tag hineinleben und entspannen, das ist sicherlich schön, aber die Doktorarbeit wird so aller Wahrscheinlichkeiten nach nicht fertig. Wenn dein Ziel ist mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, ist das sicher ein schöner Erfolg. Und auch das ist völlig legitim. Du solltest nur deine eigenen Ziele klar haben und deine Planung entsprechend machen. Du selbst bestimmst, wann dein Sabbatical erfolgreich ist. Niemand gibt dir Ziele vor und du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Umso wichtiger ist es, dass du realistische und attraktive Ziele setzt.
Das Planen erfordert sicherlich ein gewisses Maß an Anstrengung. Wenn du dann aber ein echtes Erfolgserlebnis hast, hat sich das sicherlich gelohnt.