Eine Doktorarbeit muss eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit sein, die zudem einen forschungsbasierten Wissenszuwachs enthalten soll, anders als Abschlussarbeiten, die in aller Regel nur den aktuellen Wissensstand darstellen. Das hört sich ganz schön anspruchsvoll an und schließlich ist eine Promotion auch der höchste akademische Abschluss, den es zu erreichen gibt.

Andererseits führen in Deutschland etwa 800.000 Menschen einen Doktortitel und jedes Jahr promovieren zwischen 25.000 und 30.000 meist junge AkademikerInnen. Das ist zwar immer noch ein relativ geringer Anteil gemessen an der Anzahl Studienabschlüsse, andererseits zeigt es auch, dass sicher nicht jede dieser Arbeiten einen bedeutenden Beitrag zur aktuellen Forschung leistet.

Was gehört zu einer Promotion?

Zum eigentlichen Promotionsprozess gehören einerseits die Promotionsschrift, die auch als Dissertation bezeichnet wird, und ein Form der mündlichen Prüfung. Anders als in früheren Zeiten kommt heutzutage der Promotionsschrift die weitaus größere Bedeutung zu. Als klassische Monografie verfasst, legt der Promovierende in der Promotionsschrift seine Untersuchungen, seine Ergebnisse und seinen Schlussfolgerungen ausführlich nieder. Dennoch können die Arbeiten einen sehr unterschiedlichen Umfang haben, der von 20 oder 30 Seiten im Fach Mathematik, über 80 bis 120 Seiten in Medizin und den meisten Naturwissenschaften bis zu mehreren hundert Seiten in einigen Geisteswissenschaften reichen kann.

Alternativ können in vielen Fachbereichen auch sogenannnte kumulative Promotionen erstellt werden, bei der anstelle einer Monografie meist zwei oder drei Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften (üblicherweise mit Peer-Review-Verfahren) erstellt werden müssen. Zwar ist das deutlich weniger Text, den es zu erstellen gibt, aber sowohl der Zeit- als auch der Arbeitsaufwand werden dadurch nicht unbedingt geringer. Zudem eignet sich nicht jedes Thema für eine kumulative Promotion, weshalb es wichtig ist, das vorher gut zu planen und zu besprechen.

Und dann gibt es zum Abschluss des Promotionsverfahrens noch eine mündliche Prüfung, die entweder als Disputation oder als Rigorosem erfolgen kann. Festgelegt ist das in der Promotionsordnung der Universitäten bzw. Fakultäten. Im Rahmen eines Rigorosums muss der Promovierenden seine Doktorarbeit vorstellen und verteidigen, während ein umfassenderes Rigorosem einen Prüfung über das gesamte Fachwissen aus dem Studium des Promovierenden sein kann. In der Praxis handelt es sich bei den meisten Prüfungen eher um eine Mischform, bei der der Promovierende zuerst seine Arbeit vorstellt, anschließend mehr oder weniger kritische Fragen zu seiner Arbeit beantworten muss und schließlich auch noch einige darüberhinaus reichende Fragen. So erschreckend sich das auch anhören mag, ist die Durchfallquote bei den mündlichen Promotinsprüfungen Fächer- und Universitätsübergreifend äußerst gering.

Welche Anforderung werden an eine Doktorarbeit gestellt?

Wer eine Doktorarbeit schreibt, beweist damit, dass er oder sie zu fundiertem wissenschaftlichem Arbeiten in der Lage ist. Da bedeutet, dass eine Doktorarbeit eine neue Fragestellung im Kontext des aktuellen Wissensstandes aufwirft und danach strebt, diese Fragestllung mit vorab festgelegten wissenschaftlichen Methoden zu beantworten. Weitaus wichtiger als die konkreten Ergebnisse der Arbeit sind hierbei eine solide wissenschaftliche Arbeitsweise und eine transparente, nachvollziehbare Beschreibung wie die gefundenen Ergebnisse zustandekommen sind. Auch die Note für die Doktorarbeit richtet sich vorwiegend nach der verwendeten Methodik, nicht nach der Relevanz der Ergebnisse.

Andera als für eine Abschlussarbeit ist es für eine Promotion also nicht ausreichend den aktuellen Wissensstand nur zusammenzufassen und einzuordnen. Für die Doktorarbeit muss mindestens eine eigenen Hypothese formuliert werden, die sich schlüssig aus dem Wissenstand begründen lässt. Diese Hypothese wird dann im Rahmen der Arbeit anhand wissenschaftlicher Methoden versucht zu belegen. Dabei ist die Bandbreite der möglichen Methoden sehr groß. Wissenschaftliche Methoden können reine Literaturauswertungen ebenso sein wie retrospektive Auswertungen bereits zu anderen Zwecken erhobener Daten, Reihen labortechnischer Experimente, Befragungen weniger Personen nach qualitativen Methoden oder große, quantitativ auszuwertender Studien an vielen ausgewählten Probanden. Die Struktur und der inhaltliche Aufbau der Dissertationsschrift ist hingegen sehr stark reglementiert und standardisiert und entsprecht weitgehend dem Aufbau wissenschaftlicher Zeitschriftenartikel, wobei der Umfang üblicherweise deutlich größer ist.

Den Beginn der Arbeit markiert die Einleitung, die eine Einordnung der gesamten Forschung in den aktuellen wissenschaftlichen Kontext bietet. Am Ende der Einleitung werde dann die Hypothesen und idealerweise auch konkrete Forschungsfragen formuliert. Anschließend werden alle Methoden, das Studienmaterial bzw die Studienpopulation und die Auswertstrategie genau beschrieben. Das eigentliche Herzstück der Arbeit bildet der Ergebnisteil, in dem alle gefundenen Erkenntnisse präsentiert werden ohne sie zu bewerten. Eine Einordnung und Bewertungen eigenen Ergebnisse findet erst in der Diskussion statt. Ein vollständiges Literaturverzeichnis rundet die Arbeit ab.

Wie kann ich sicherstellen, dass meine Arbeit den Anforderungen genügt?

Immer wieder erleben wir, dass prominente Politiker auf ihre Doktortitel verzichten oder dieser ihnen sogar aberkannt wird. Das wirft einerseits ein ganz schlechtes Licht auf die Universitäten und insbesondere die Promotionskommissionen, weil offensichtlich nicht genau hingesehen wird, was überhaupt als Dissertationschrift abgeliefert wird. Andererseits führt das natürlich auch bei vielen Promovierenden zu Verunsicherung und zu weiteren Zweifeln, ob sie selbst denn sicher sind vor ähnliche Vorwürfen.

Wie kannst du also am einfachsten sicherstellen, dass dir keine Plagiatsvorwürfen drohen? Der erste und wichtigste Tipp: mach deine Arbeit selbst, sowohl die Experimente oder Untersuchungen, die Literatursuche, die Schreibarbeit und vom Prinzip auch die Auswertungen. Natürlich darfst du dich unterstützen lassen, denn ohne fachkundige Dokumention, sachkundige Durchführung von Versuchsreihen, Verwendung bereits vorher validierter Instrumente und hochwertiger, statistischer Auswertungen würden wenig neue Erkenntnisse das Licht der Welt erblicken. Weder musst du das Rad neu erfinden, noch musst du eine Qualifikation als Statistiker oder medizinischer Dokumentar erwerben. Aber du weißt wofür das alles gut ist, welches Ziel jede Untersuchung verfolgt und welche Aussage durch welches statistische Verfahren untermauert werden soll. Du hast den Gesamtüberblick und den Kontext. Und vor allem hast du deine Arbeit in Gänze selbst geschrieben und alle Inhalte, die du aus anderen Studien, aus Klassifikationen, aus Grundlagenwerken oder aus irgendwelchen anderen Quellen hast, klar als geistiges Eigentum Dritter kenntlich gemacht.

Wenn wir genau hinsehen, was in den bekannten Plagiatsfälle die Vorwürfe sind, so wird schnell klar, dass es sich um sehr weitreichende Vergehen handelt. Ein Teil der Doktorarbeiten wurde gänzlich aus andern Quellen zusammengesetzt ohne diese zu nennen und es wurden teilweise sogar Dienste des Bundestags in Anspruch genommen, die den Beschuldigten überhaupt nur in ihrer Funktion als Politiker zur Verfügung standen. In keinem Fall ging es darum, dass rückwirkend die wissenschaftliche Qualität des Inhalts angezweifelt wurde und vor allem ging es bei den Plagiatsvorwürfen schon gar nicht um einzelne vergessenen Quellenangaben.

Gründe für Zweifel und was du dagegen tun kannst

Was nun, wenn du zwar genau weißt, dass du deine wissenschaftliche Arbeit wirklich selbst gemacht hast, dass du von Grund auf gewissenhaft vorgegangen bist und du dennoch deine Zweifel und Sorgen nicht los wirst? Ich höre das immer wieder von Promovierenden, wobei diese Sorgen keinesfalls korrelieren mit der Qualität der Arbeit. Meist entstehen die Zweifel aus einer geringen wissenschaftlichen Erfahrung und aus dem fehlenden Feedback durch Betreuer oder Doktoreltern. Und natürlich spielt auch immer die eigene Persönlichkeit und das eigene Selbstbewusstsein eine Rolle.

Wenn du also von Zweifeln gequält wirst, ob denn deine Arbeit überhaupt den Anforderungen an eine Promotion genügen kann, dann hilft nur eines: trau dich raus, formuliere Fragen und hol dir fachkundiges Feedback. Natürlich möchte deine Doktormutter nicht jeden kleinen Schritt in deiner Arbeit absegnen, und das zurecht. Dennoch ist es sinnvoll den Gesamtaufbau der Arbeit, die Zielstellung mit den Forschungsfragen, die statistischen Auswertungen oder auch die einzelnen Teile der Arbeit zu besprechen, bevor du sie finalisierst. Wenn du aber weißt, dass deine Doktormutter oder dein Betreuer nicht hilfreich ist oder sich womöglich sogar genervt fühlt, dann besorge die externe Unterstützung. Ja, auch das ist möglich und erlaubt

Wenn du durch wertschätzendes Feedback und hilfreiche Rückmeldungen zum Inhalt wieder mehr Sicherheit gewinnst, dann wirst du merken, dass du dich nicht nur wohler fühlst, sondern dass dir die Arbeit auch leichter von der Hand geht, Denn denk daran, dass Wissenschaft keine Magie ist und auch in diesem Bereich nur mit Wasser gekocht wird.

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