Manch einer hat großes Glück mit seinem Betreuer in der Doktorarbeit oder hat einfach ein sehr gutes Händchen bewiesen bei der Auswahl der Doktormutter. Aber nicht immer läuft alles so glatt und wer sich in einschlägigen Foren oder bei seinen Kommilitonen umhört, wird schnell feststellen, dass viele darüber jammern, dass Doktorvater oder Betreuerin nie Zeit hätten oder so schlecht zu erreichen seien.

Jetzt ist es manchmal gar nicht so einfach festzustellen, was denn mit schlechter Erreichbarkeit oder Betreuung gemeint ist, da die Vorstellungen hier doch recht weit auseinandergehen. Objektive Maßstäbe helfen hier oft nicht weiter, was zählt, ist das Gefühl ungenügend betreut zu werden. Und da man sowieso nur bei sich selbst ansetzen kann, habe ich hier zehn Tipps zusammengetragen, die dich hoffentlich unterstützen, die Betreuungssituation deiner Doktorarbeit zu verbessern.

1. Keine bösen Absichten annehmen

Du hast das Gefühl, deine Doktormutter geht dir gezielt aus dem Weg? Du glaubst, deine Betreuerin kümmert sich nur um dich so wenig? Dann ist es eindeutig an der Zeit, dass du versuchst eine andere Sichtweise einzunehmen. Gehe versuchsweise davon aus, dass alle Verhaltensweisen von Doktorvater oder Betreuer nicht das geringst mit dir zu tun haben und nur in ihnen selbst oder den Umständen begründet sind. Mit dieser Sichtweise kannst du all dein Handeln weitaus unbefangener und entspannter angehen.

2. Wer etwas will, meldet sich

Du hast Fragen an deinen Doktorvater? Du brauchst Informationen von deiner Betreuerin? Dann erwarte nicht, das diese sich bei dir melden. Werde aktiv, suche aktiv das Gespräch, schließlich können sie anderen nicht erahnen, wann du etwas brauchst. Wenn du Gesprächsbedarf hast, dann ist es auch deine Aufgabe dieses zu initiieren und gegebenenfalls dranzubleiben, schließlich bist du die Person, der es gerade wichtig ist. Natürlich darfst du auch Punkt eins dabei nicht vergessen…

3. In den anderen hineinversetzen

Wenn du genervt bist, dass dein Betreuer dich schon wieder nicht zurückgerufen hat oder deine Doktormutter deine Arbeit seit Wochen nicht angeschaut hat, dann versuche dir Welt zur Abwechslung aus Ihren Augen zu sehen. Was steht bei ihr vielleicht gerade sonst noch so an? Hattest du sehr viel Gesprächsbedarf in letzter Zeit? Hättest du die eine oder andere Frage vielleicht doch selbst klären können? Auch Doktorväter sind nur Menschen, gestehe ihnen das zu und versuche hie und da auch mal ihre Sichtweise einzunehmen.

4. Eigenständigkeit beweisen

Eine Doktorarbeit ist eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit. Darum solltest du dich auch so verhalten. Also versuche nicht nach jedem Absatz oder jeder Teilauswertung Feedback von deiner Betreuerin einzuholen, sondern zeige, dass du wirklich eigenständig arbeiten und auch recherchieren kannst. Das schließt nicht aus, dass du dich gerade am Anfang der Auswertungen oder der Experimente versicherst, dass du auf dem richtigen Weg bist, aber du solltest nicht Bestätigung für jeden Gedankengang haben wollen.

5. Informationen auch bei anderen suchen

Natürlich ist dein Betreuer dein wichtigster Ansprechpartner für alle Fragen zur Doktorarbeit, das heißt aber nicht, dass nur er für alle deine Fragen zuständig sein muss. Allgemeine Fragen zum Promotionsverfahren kannst du im Promotionsamt loswerden, viele Fragen zur Studie selbst, können dir sicherlich die Study Nurses, MTAs oder sonstige beteiligte Personen beantworten und wenn es um Erfahrungen mit der Doktorarbeit geht, sind deine KommilitonInnen ebenfalls gute AnsprechpartnerInnen.

6. Konkrete Fragen formulieren

Wenn du Informationsbedarf hast, dann überlege dir vorab möglichst konkrete Fragen dazu. Umso klarer du machst, worum es genau geht und was dein Problem ist, umso leichter machst du es deinem Gesprächspartner tatsächlich auf deine Fragen zu antworten und du erhöhst drastisch die Wahrscheinlichkeit Antworten zu bekommen, mit denen du wirklich etwas anfangen kannst. Wenn es dir sehr schwer fällt konkrete Fragen zu formulieren, dass musst du vielleicht nochmal recherchieren oder in dich gehen, um erst einmal selbst Klarheit zu bekommen.

7. Termine ausmachen, nach Vorlieben fragen

Wirst du gern gestört, wenn du gerade beschäftigt bist oder gleich los musst? Vermutlich nicht. Und deiner Doktormutter geht es genauso. Also mach Termine mit ihr aus, statt einfach aufzutauchen mit deinem Fragen. Richte dich dabei soweit es dir angenehm ist nach ihr. Treffen können nicht nur in Ihrem Büro oder im Labor stattfinden. Vielleicht ist es entspannter, wenn man gemeinsam Mittagessen geht oder das Treffen an einen Ort außerhalb der Klinik bzw. der Arbeitsstätte legt.

8. Gesprächsnotizen machen

Du hast einen Termin mit deinem Doktorvater, du bist gut vorbereitet und hast deine Fragen bereits schriftlich formuliert. Dann mach in der gleichen Art weiter und dokumentiere alles, was ihr besprecht. Wenn nötig, schreibe diese Dokumentation nachher nochmal ins Reine. So stellst du sicher, dass du nichts vergisst und dich auch später noch erinnerst bzw. einfach nachschlagen kannst, was besprochen war. Das hat zudem den schönen Nebeneffekt, dass du auch deinem Doktorvater später zeigen kannst, was er gesagt hat (manchmal ganz hilfreich).

9. Möglichst schon vorab vieles klären

Viele Unstimmigkeiten im Verlauf der Doktorarbeit sind auf unerfüllte und oft auch unausgesprochene Erwartungshaltungen zurückzuführen. Das lässt sich vermeiden, wenn du schon vor Beginn der Arbeit nach der Betreuung fragst. Vorab lässt sich meist schon ganz gut klären, welche Art von Kontaktmöglichkeiten der Doktorand hat und wie die Betreuung im Allgemeinen geplant ist. Wenn die Informationen dazu nicht zu deiner Zufriedenheit sind, trau dich das zu sagen, nur so hast du dir Möglichkeit der Mitgestaltung.

10. Verdacht auf persönliche Gründe, direkt ansprechen

Was nun, wenn alles nichts hilft und du das Gefühl hast, dass speziell du besonders schlecht betreut wirst und wirklich niemand sich mit dir und deiner Doktorarbeit beschäftigen möchte? Dann hilft alles nichts und du wirst das ansprechen müssen, nicht als Vorwurf, sondern als persönlichen Eindruck und als eine Sache, die dich sehr belastet. Damit gibst du dem anderen die Möglichkeit dein Problem wahrzunehmen und auch das eigenen Verhalten zu reflektieren. Wenn es wirklich ein Vermeidungsverhalten des Betreuers gibt, bedeutet das dennoch nicht, dass dieses direkt mit dem Doktoranden zu tun hat.

Zusammenfassung

Die Doktorarbeit ist ein wichtiges Kapitel im eigenen Leben, während Betreuerin und Doktorvater oder -mutter weitaus weniger intensiv involviert sind und oft noch viele andere Aufgaben gleichzeitig ausfüllen. Natürlich hat man als DoktorandIn ein berechtigtes Interesse an guter Betreuung und hilfreichen Informationen. Gleichzeitig sollte man sicher aber auch in die Rolle des Betreuers oder der Doktormutter versetzten und versuchen auch deren Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ein gut vorbereitetes Gespräch in ansprechendem Setting ist sicherlich viel hilfreicher als viele genervte Tür-und-Angel-Gespräche. Wenn es allerdings gar nicht möglich erscheint ein solches Gespräch zu führen, sprich diesen Eindruck direkt an und hole dir gegebenenfalls Hilfe.

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