Ins Arbeiten kommen

Wie fang ich an? Wo fang ich an? Wie finde ich einen Modus, in dem ich mich konzentrieren kann? Diese Fragen stehen oft am Anfang eines Arbeitsprozesses, tauchen aber auch im Verlauf immer wieder auf. Vor allem die Arbeit im Home Office und die damit verbundene Notwendigkeit sich selbst zu strukturieren und zu organisieren, stellt viele Menschen vor größere Schwierigkeiten.

Durch unsere ständige Erreichbarkeit per Mail oder Handy, durch die Dauerberieselung mit Werbung und Nachrichten ist die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne in den letzten Jahren massiv gesunken, auch wenn ich hier nicht die immer gleichen Zahlen zitieren möchte, weil ich sie für nicht belastbar halte.

Was aber real ist, dass viele Menschen in unserer Gesellschaft beklagen, sich nicht konzentrieren zu können und unter den ständigen Ablenkungen zu leiden. Es gibt einfach so viel mehr Ablenkungen als noch vor einigen Jahren und es bedarf aktiver Anstrengung, um sich abzugrenzen.

Zuhause gibt es zwar keine Team-Meetings oder Kollegen die einfach ins Büro schneien, aber ansonsten fast alles, was es im Büro gibt und noch viel mehr. Das fängt an bei äußeren Störfaktoren, wie E-Mail, Telefon oder Türklingel, geht weiter über Familienmitglieder, die etwas wollen und dem dringend anstehenden Online-Einkauf bis zu Kochen, Waschen und Putzen und natürlich Social Media.

Nutze deshalb auch zuhause Methoden wie du sie vielleicht aus dem Büro kennst: Schließe dein E-Mail-Programm, stelle dein Handy auf lautlos, ignoriere die Klingel und stell dir dein Wasser oder Kaffee von Anfang an auf den Tisch, so dass du dafür nicht gleich wieder aufstehen musst. Und gerade derzeit super wichtig: Lies keine Nachrichten, während deiner Arbeitszeit, auch nicht direkt davor. Gute Methoden um deinen Fokus leichter zu finden sind z.B. Pomodoro und die 60-60-30 Methode, die ich in meinem Artikel „6 Tipps damit dein Zeitmanagement wirklich funktioniert“ bereits beschrieben habe. Sie unterstützen dich jeweils 25 bzw. 55 Minuten am Stück sehr konzentriert zu arbeiten

1. Vorbereitung des Arbeitsplatzes

Wo arbeitest du, wenn du zuhause bist? Hast du ein eigenes Arbeitszimmer? Einen eigenen Arbeitsplatz? Oder breitest du dich auf dem (Familien-)Esstisch aus und musst alles wieder wegräumen, wenn es Essen geben soll? Natürlich ist ein Arbeitsplatz, an dem alles liegen bleiben kann und du dich einfach nur wieder hinsetzen musst, wenn du weitermachen möchtest, ideal. Achte nur auch bei einem festen Arbeitsplatz darauf, dass du ausreichend Ordnung hältst, dass du nicht unnötig lang nach deinen Unterlagen suchen musst. Man sagt zwar „das Genie beherrscht das Chaos“, aber alle Untersuchungen in diese Richtung zeigen, dass ein gewisses Maß an äußerer Ordnung sehr förderlich ist und zu effektiverem Arbeiten führt.

Aber auch ohne eigenen Arbeitsplatz kannst du dich so organisieren, dass du alles, was du brauchst schnell und unkompliziert zusammen hast. Mit Hilfe von Briefablagen, Ordnungsboxen oder auch Stehsammlern kannst du deine Unterlagen gut sortiert aufbewahren, z.B. in einem Schrank oder Regal. Wenn du weißt, wie lang deine Arbeitszeit sein wird, weißt du auch in etwas, wie viele und welche Materialien du benötigen wirst. Dann nimm einfach nur diese mit. Wenn du fertig bist, pack am besten beim Zusammenräumen schon alles für den nächsten Arbeitstag so zusammen, dass du es nur noch nehmen musst. Deine Planung und To-Do-Liste legst du oben auf und schon weißt du sofort, wo du anfangen kannst.

2. Trennung von Arbeits- und Haushaltszeit

Oft ist es sehr verlockend zuhause auch gleich noch den ganzen Haushalt nebenbei zu erledigen und natürlich fallen Schmutzecken erst richtig auf, wenn man den ganzen Tag davor sitzt. Es spricht nichts dagegen, wenn die Waschmaschine läuft während ich am Schreibtisch sitze, aber ansonsten sollte ich drauf achten, die Aufgaben klar zu trennen. Wenn ich mich an meinen Computer oder meinen Schreibtisch setze, dann ist keine Zeit für den Haushalt. Wer schon einmal intensiv zuhause auf eine Prüfung gelernt hat, kennt das vielleicht: alles blitzt und blinkt, der Kühlschrank ist voll, aber das Lernen kommt regelmäßig zu kurz.

Wenn wir uns schwer tun mit einer Aufgabe oder keine rechte Lust haben darauf, dann tricksen wir uns gern selbst aus, indem wir jede mögliche Ablenkung wahrnehmen, dann das Gefühl haben etwas erledigt zu haben, ohne wirklich bis zu den wichtigen Aufgaben vorgestoßen zu sein. Und der Haushalt ist eine phantastische solche Ablenkung. Deshalb nimm dir lieber nur ein oder zwei Stunden Arbeitszeit am Stück vor, die du dann wirklich durchziehen kannst ohne dich ablenken zu lassen, statt dass du den ganzen Tag am Rechner sitzt und am Abend gar nicht weißt, was du getan hast, weil die konzentrierten Arbeitsphasen nicht oder kaum vorhanden waren.

3. Aufgaben terminieren oder delegieren

Ablenkungen zu vermeiden funktioniert am besten, wenn ich den Kopf frei habe und nicht an all die Dinge denken muss, die noch zu erledigen sind. Deshalb empfehle ich, die Dinge aufzuschreiben, mit einem Termin zu versehen und so aus dem Kopf zu bringen. Denn was auf einem Zettel steht, kann nicht mehr vergessen werden und benötigt deshalb keine geistigen Kapazitäten.

Ich bin ein großer Freund von Planung und mache jeden Sonntag meinen Plan für die Woche. Da kommen meine Arbeitszeiten und Arbeitsaufgaben drauf, ebenso Sport und gemeinsame Familienzeit. Aber auch Essenplan, Einkaufsliste, Verteilung der Hausarbeit, all das kann vorab festgeschrieben sein, dann muss ich mich nicht mehr damit befassen. Solide Planung schließt ja keinesfalls aus, dass ich im Verlauf nochmals etwas ändere, wenn es gerade besser passt. Planung ist für mich immer etwas flexibles, das ich jeden Tag überprüfe und anpasse.

Gut ist, wenn ich auch noch eine Teil der Aufgaben an jemanden anders delegieren kann, z.B. Partner oder Kinder. So entstehen zusätzlich noch Zeitfenster, die sonst nicht da gewesen wären. Oft ist es auch möglich in diesem Kontext Aufgaben zu bündeln und zusammenzufassen. Vielleicht ist es möglich seltener zum Einkaufen zu gehen, vielleicht können sich alle angewöhnen, das Waschbecken im Bad nach Benutzung auszuwischen oder man beginnt an einzelnen Tage auf Vorrat für andere Tage zu kochen.

Vielfach können wir durch kleine Veränderung an unseren Routinen viel bewegen und unsere Zeit sinnvoller nutzen. Probiere ich einfach auf und trau dich Aufgaben abzugeben, auch wenn du meinst, dass sie dann nicht so gut ausgeführt werden.

Insbesondere zuhause ist es sehr wichtig, sich ganz gezielt auf die Doktorarbeit zu fokussieren, weil es immer auch andere Dinge zu tun gäbe.

Zeit dir du dir für die Doktorarbeit nimmst, ist wirklich nur für die Doktorarbeit bestimmt!

Teilen mit: