Wer hat diesen Satz noch nicht gehört? „Jetzt musst du nur noch zusammenschreiben“ oder „jetzt gehts noch ans Zusammenschreiben und schon ist die Doktorarbeit fertig“. In Kombination mit einem Zeitplan von drei Wochen für die gesamte Schreibarbeit, wie ich es erst kürzlich auf einer Seite für Promotionscoaching gesehen habe, kann man schon an der eigenen Befähigung zweifeln, wenn man eigentlich gar keine konkrete Vorstellung hat, wie denn eine solche Arbeit aufgebaut sein soll oder wenn man nach mehreren Monaten Schreibarbeit nicht mal eine erste Version der eigenen Dissertation fertig gestellt hat.
Hier kann ich dich gleich mal beruhigen: für viele DoktorandInnen ist das Schreiben der herausforderndste Teil der Arbeit und ich kennen niemanden, der innerhalb weniger Wochen eine abgabereife Version präsentieren konnte. Und obwohl gerade in dieser Schreibphase viele Doktorarbeiten in der Schublade verschwinden und nie wieder hervorgeholt werden, ist es mit der richtigen Herangehensweise keinesfalls ein Hexenwerk eine gute Arbeit in überschaubarer Zeit fertig zu stellen. Alles was es braucht, ist ein wenig eigene Initiative und Dranbleiben.
Tatsächlich ist es so, dass der schwierigste Teil der Doktorarbeit schon erledigt ist, wenn du deine Ergebnisse hast. Beim Zusammenschreiben geht es jetzt darum, all das, was du gedacht, getan und herausgefunden hast in komprimierter und verständlicher Form auf Papier zu bringen. Gerade für jemanden, der damit wenig Routine hat, ist das natürlich nicht so einfach und alle formalen Vorgaben und die Promotionsordnung tragen noch zusätzlich zur Verwirrung bei.
Mit dieser Anleitung möchte ich dich unterstützen deine Doktorarbeit erfolgreich und stressarm abzuschließen.
Ein häufiger Fehler, der zu viel Verzweiflung führt, ist die mangelnde Berücksichtigung der Schreibarbeit im eigenen Zeitplan. Für die Durchführung der Experimente, Befragungen und vielleicht noch der Auswertung wurde Freiraum geschaffen. Vielleicht praktikumsfreie Semesterferien oder auch das ein oder andere Freisemester ermöglichen das konzentrierte Arbeiten an der Dissertation. Wenn es gut läuft, kann man tatsächlich den praktischen Teil innerhalb dieser Zeit abschließen und dann beginnt wieder die tägliche Routine des Studiums oder gar der Klinik.
Mal ehrlich: Wie soll dann da noch Raum und Kapazität bleiben für die Doktorarbeit?
Nimm auch diesen Teil der Arbeit ernst
Ich verspreche dir: es ist möglich die Schreibarbeit neben Studium und Beruf durchzuführen, auch unter der Voraussetzung, dass nicht noch eine weiteres Freisemester genommen werden kann, schließlich muss ja auch das Studium irgendwann abgeschlossen werden.
Man kann sich diese Tätigkeit zeitlich sehr flexibel einteilen, so dass sie gut zwischen anderen Verpflichtungen Platz findet. Wichtig ist nur, dass du das Schreiben ernst nimmst, denn von allein schreibt sich keine Promotion.
Erfahrungsgemäß findet sich von allein auch nicht genug Zeit, um eine solch komplexe und langfristige Aufgabe durchzuführen und abzuschließen.
Also räume dem Schreiben einen Platz in deinen Plänen und deinen täglichen Abläufen ein, und zwar ganz bewusst und in ausreichendem Maße.
Du wirst sehr viel weniger Zeit einplanen müssen, wenn du kontinuierlich und regelmäßig an deiner Dissertation arbeitest, weil du dich dann nicht jedes Mal wieder in das Thema hineinfinden musst. Auch kurze, konzentrierte Zeitabschnitte von nur 15 oder 30 Minuten können dann sehr effektiv sein und dich dem Abschluss näher bringen.
Denn denk daran: Schreiben kann wirklich jede(r). Es ist keine Kunst, sondern ganz überwiegend Handwerk, vor allem da eine wissenschaftlichen Arbeit klaren formalen Regeln folgt.
Aber: Schreiben ist Arbeit und erfordert von daher deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration.
Schreiben ist Übungssache
Die wenigsten Mediziner sind gleichzeitig noch Schriftsteller, das steht einer Doktorarbeit aber nicht im Weg.
Manchmal kann man den Eindruck gewinnen, allen anderen fällt das Schreiben sooo viel leichter.
Natürlich gibt es begnadete Schreiber, reine Naturtalente, aber meist stellt man bei genauerer Betrachtung doch fest, dass alle guten Autoren auch sehr routinierte Autoren sind, also viel Übung mit dem Schreiben haben, seit vielen Jahren regelmäßig schreiben, seien es Sachtexte, Tagebucheinträge oder Essays.
Schreiben kann erlernt, trainiert und geübt werden.
Gerade, wenn dir das Schreiben schwer fällt, wenn du nicht einfach so die Worte aufs Papier fließen lassen kannst, dann ist es umso wichtiger, dass du schreibst.
Das Schreiben wird dir leichter fallen, wenn du es tust, immer wieder, regelmäßig, möglichst jeden Tag.
Es bringt dir dabei nichts, wenn du nur auf den leeren Bildschirm oder das leere Blatt Papier starrst und keine Worte kommen.
Also zwinge dich nicht, etwas bestimmtes zu schreiben, das kann schnell zu einer Blockade führen. Wichtiger ist, dass du überhaupt schreibst.
Routinen entstehen durch Tun
Etabliere am besten eine generelle Schreibroutine.
Hierfür schaffst du dir ein stimulierendes Umfeld, dass es dir erleichtert, dich einfach nur hinzusetzen und mit dem Schreiben loszulegen. Ein fester Ort und eine feste Zeit, die du dir fürs Schreiben reservierst.
Sorge, dafür, dass du ausreichend Ruhe hast und weitgehend ungestört bleibst. Und dann schreibe einfach los.
Idealerweise schreibst du an Teilen deiner Doktorarbeit, wenn du aber merkst, dass du abgelenkt bist, nicht vorwärts kommst und deine Gedanken mit etwas völlig anderem beschäftigt sind, dann schreibe das auf.
Schreibe auf, was dich beschäftigt.
Vielleicht dauert es eine Weile, aber dann hast du es auf Papier gebannt und kannst dich wieder besser mit dem Thema deiner Arbeit befassen.
Wichtiger als wirklich die Arbeit zu jedem Zeitpunkt vorwärts zu bringen, ist es, dass du etwas aufs Papier bringst.
So bekommst du Routine und das Schreiben fällt dir von Mal zu Mal leichter, das Schreiben im Allgemeinen und auch das Schreiben an deiner Dissertation.
Vorbereitung ist das halbe Leben
Der Schreibprozess sollte bereits während der praktischen Phase der Doktorarbeit vorbereitet werden. So hilft es dem späteren Zusammenschreiben ungemein, wenn bereits alle notwendige Literatur gesammelt, strukturiert und idealerweise sogar in eigenen Worten zusammengefasst vorliegt.
Der Abschnitt zu Material und Methoden kann bereits während der Durchführung der Experimente oder Studien formuliert werden. Oder zumindest sollte eine vollständige Dokumentation aller Methoden durchgeführt werden, auf die dann zurückgegriffen werden kann.
Für komplexere Auswertungen ist es sicherlich empfehlenswert einen Statistiker zu Rate zu ziehen. Das kann auch bereits in einer frühen Phase der Arbeit geschehen, da dann die Daten von Anfang an in der richtigen Form aufbereitet werden können, was wiederum viel Mühe und Aufwand erspart.
Wenn bereits einzelne Aspekte der Arbeit auf Kongressen oder sogar in Form von Papers vorgestellt worden sind, ist das eine ideale Grundlage für die Doktorarbeit. Ganz allgemein gilt, dass eine strukturierte und übersichtliche Dokumentation aller Tätigkeiten und Ergebnisse dem späteren Zusammenschreiben sehr zugute kommt.
Versuche von Anfang an daran zu denken, dass du später alles Zusammenschreiben musst und du auch dann noch verstehen möchtest, was du getan hast.
Strukturiere dich und deine Arbeit
Neben den Inhalten und Methoden kann auch der rein praktische Teil des Schreibens vorbereitet werde. Das fängt bei deinen eigenen Kenntnissen an:
Überprüfe deine Fähigkeiten im Umgang mit Textverarbeitungs- und Literaturverwaltungsprogrammen.
Musst du deinen Daten selbst auswerten? Hast du alle nötigen Programme verfügbar und kannst du sie bedienen?
Wenn du in diesem Bereich Defizite hast, hole sie frühzeitig auf.
Dann erstelle dir ein vollständiges Literaturverzeichnis und eine Dokumentenvorlage, so dass du nicht im Nachhinein viel Zeit in die Formatierung stecken musst.
Und schließlich kümmere dich darum, dass du einen geeigneten Rechner an einem eigenen Arbeitsplatz zur Verfügung hast.
Du brauchst einen Ort, an den du dich gern begibst und wo du dich wohl fühlst, einen Ort, der dir konzentriertes und strukturiertes Arbeiten ermöglicht, ohne, dass du vorher viel Vorbereiten musst.
Ein ordentlicher Arbeitsplatz und und strukturierte Arbeitsmaterialien vereinfachen dir die Etablierung einer Schreibroutine.
Auch wenn du im Verlaufe der Arbeite merkst, dass du nicht gut vorwärts kommst, kannst du hier an den äußeren Umständen optimieren. Oft kommt der Schreibprozess dadurch wieder sehr gut in Fluss.
Und wenn es doch brennt?
Du hast keine nennenswerte Vorarbeit geleistet, sollst aber jetzt mit dem Schreiben anfangen? Für alle hilfreiche Vorbereitung ist es zu spät und du hast keinen Plan wo du anfangen sollst? Kein Grund zur Panik! Im Rahmen meines Wissenschaftscoachings unterstütze ich dich, deine Arbeit sinnvoll zu strukturieren, eine Überblick über deine Aufgaben zu bekommen, mit dem Zusammenschreiben anzufangen und vor allem natürlich auch dran zu bleiben. Kontaktiere mich einfach! Das Erstgespräch ist in jedem Fall kostenlos, bringt dir aber sicher schon erste Impulse und Ideen.
Liebe Frau Brockelbrink,
vielen Dank für diesen informativen Beitrag! In meinem Umfeld werden derzeit einige Doktorarbeiten geschrieben und es herrscht eine gestresste Atmosphäre, also informiere ich mich ein wenig. Ihre Tipps werde ich auf jeden Fall weiterleiten.
Wobei Mediziner eventuell noch einen Vorteil haben. Zwar werden neue Entdeckungen gemacht – aber ich bezweifle, dass so etwas passieren kann wie dass das Gesetz, über das sie schreiben, außer Kraft gesetzt wird. Da wünscht man den Anwälten dann doch viel Kraft.
Liebe Grüße
Felix von der AdPoint GmbH