Eine Doktorarbeit neben dem Beruf zu schreiben, das ist oft nicht so geplant gewesen, sondern ergibt sich, weil entweder die Arbeit vor Beginn der Berufstätigkeit nicht abgeschlossen werden konnte oder aber, weil man sich aus der beruflichen Tätigkeit heraus entschließt eine Promotion zu beginnen. Im zweiten Fall ist es meist eine bewusste Entscheidung zu einer externen Promotion (also ohne Doktorandenstelle oder Teilnahme an einem strukturierten Promotionsprogramm). Dabei gilt es einiges bereits vorab zu berücksichtigen, damit das Projekt Doktorarbeit gute Chancen auf Erfolg hat

Gute Planung zahlt sich aus

Dass eine Promotion, insbesondere eine berufsbegleitende Promotion, kein Spaziergang ist, muss ich sicher nicht erwähnen. Sie ist allerdings auch kein Sprint, der sich mit massivem aber kurzem Kraftaufwand bewältigen lässt. Ich möchte den Promotionsprozess lieber mit einer ausgedehnten Wanderung vergleichen: das Ziel ist klar, du kannst es auf alle Fälle schaffen, aber du solltest nicht ohne Vorbereitung und Planung starten. 

Im Rahmen des Promotionsprozesses wird es immer wieder Phasen geben, die anstrengend und mühsam sind, wo du nicht gut vorankommst und an dir und deinem Erfolg zweifelst. Willst du solche Phasen erfolgreich und möglichst zügig überwinden, solltest du dir vorher unbedingt klar machen, was deine Motivation für die Promotion ist und dafür sorgen, dass du immer wieder eine gute Verbindung dazu herstellen kannst. Der Blick auf dein Ziel und deine Motivation können dich durch alle Schwierigkeiten tragen, vor allem dann, wenn du mögliche Hürden schon bei der Planung berücksichtigt hast und entsprechende Strategien parat hast.

Planung sollte dabei sowohl die Auswahl und das Kennenlernen des Forschungsumfeldes bzw. der betreuenden Personen beinhalten, thematische sowie inhaltliche Überlegungen, und – ganz wichtig – die Klärung der eigenen Ressourcen und Möglichkeiten.

Betreuung der Doktorarbeit

Extern-Promovierenden fehlt die enge Anbindung an ein Forschungsteam, an einen Lehrstuhl und an den Universitätsbetrieb im Allgemeinen, dafür sind sie freier in ihren Entscheidungen, haben weniger Verpflichtungen und können sich ihre Arbeit nach eigenem Zeitplan und eigenen Vorlieben einteilen. Inwieweit hier Vorteile oder Nachteile überwiegen, ist individuell sehr verschieden. Sicher ist, dass ein hohes Maß an intrinsischer Motivation und an Selbstorganisation erforderlich sind und dass der Betreuung durch Doktorvater oder Doktormutter ein umso höherer Stellenwert zukommt.

Der Auswahl deiner Betreuerin solltest du deshalb besondere Aufmerksamkeit schenken und lieber etwas mehr Zeit dafür investieren. Suche das Gespräch und lerne deine zukünftige Betreuerin schon im Vorfeld gut kennen. Dabei geht es keinesfalls nur um fachliche Expertise. Viel wichtiger sind andere Aspekte: stimmt die Chemie, könnt ihr miteinander reden, wie ist sie erreichbar für dich, traust du ihr zu, sich wirklich für dein Thema zu interessieren und sich einzudenken? 

Kaum ein Thema ist so speziell, dass es wirklich nur an einen bestimmten Lehrstuhl herangetragen werden könnte. Deshalb erkundige dich bei mehreren Professorinnen. Naheliegender Weise ist bei jemandem, der in ähnliche Richtung forscht, von vornherein ein größeres Interesse anzunehmen, aber lass dich nicht nur davon leiten, schließlich sind auch Lehrstuhlinhaberinnen nur Menschen. Wenn du im Verlauf der Promotion merkst, dass du mit deiner Doktormutter doch nicht zurechtkommst und der Erfolg deiner ganzen Promotion dadurch gefährdet wird, kannst du zwar die Betreuungsperson theoretisch immer noch wechseln, aber das ist mühsam und anstrengend. Schon aus diesem Grund lohnt es sich, die Auswahl wirklich bewusst und mit Ruhe zu treffen.

Neben dem persönlichen Eindruck von der Betreuungsperson, können dir auch weiterführende Angebote am Lehrstuhl (oder in seinem Umfeld) Hinweise auf die Qualität und Ernsthaftigkeit der Betreuung geben. So bieten vor allem Universitätsinstitute mit viel Erfahrung in der Betreuung Extern-Promovierender eigene Doktorandenseminare und / oder die Möglichkeit einer statistischen Beratung speziell für diese Gruppe an. Darüber hinaus wirst du dich an nahezu jeder Hochschule in ein Promotionsstudium einschreiben müssen. Hier gibt es dann eventuell weitere Seminare oder Veranstaltungen, deren Besuch Voraussetzung für den Abschluss des Promotionsvorhabens ist. 

Thema finden und konkretisieren

Wer berufsbegleitend promoviert, tut das oft, weil sich aus der täglichen Arbeit eine interessante Fragestellung und auswertebares Datenmaterial ergeben bzw. bereits im Vorfeld ergeben haben. Nur selten ist es aber ausreichend, die vorhandenen Daten ohne weitere Aufbereitung einfach so für die Doktorarbeit zu verwenden. Für eine hochwertige Arbeit kann es sinnvoll sein eine zusätzliche Studie aufzusetzen, bestimmte Daten zu ergänzen oder zumindest anders aufzubereiten. Und vor allem ist es erforderlich abzuklären welche Daten in welcher Form für die Arbeit 1. verwendet werden dürfen und 2. sinnvollerweise verwendet werden sollen. Während die erste Frage vor allem rechtliche Aspekte betrifft, geht es bei der zweiten Frage in erster Linie um die Art der Arbeit und die Zielsetzung der Untersuchung, die deshalb schon sehr frühzeitig festgelegt werden sollten. Sehr gut möglich, dass schon dieser Prozess viel Zeit in Anspruch nimmt und viele Gespräche mit fachlichen und methodischen Experten erfordert.

Auch wer sich für die Promotion einer Forschungsgruppe außerhalb des eigenen beruflichen Umfelds anschließt und hier alle erforderlichen Daten erhebt und dokumentiert, ist gut beraten, das eigene Thema und den Aufgabenbereich möglichst frühzeitig abzugrenzen und zu bestimmen. Schließlich sollte von Beginn an klar sein, in welche Richtung es geht und welche Aufgaben dich dem Ziel näherbringen und welche du im Rahmen der Zusammenarbeit eventuell für andere Personen deines Teams übernimmst. 

Eng verbunden mit der Art und dem Thema der Arbeit ist die Formulierung der Forschungsfrage. Diese sollte in einem der nächsten Schritte und unbedingt auch schon vor Beginn der eigentlichen Forschungsarbeit konkretisiert werden. Thema der Arbeit, Methodik und Forschungsfrage müssen zueinander passen. Deshalb ist es nicht immer möglich die ursprüngliche Idee genau in der avisierten Form zu verfolgen. Dann ist es wichtig, sich das frühzeitig bewusst zu machen und das ganze Studiendesign einschließlich der konkreten Fragestellung an die realen Gegebenheiten anzupassen. Das bedeute allerdings nicht „wir schauen mal, was wir finden“. Vielmehr sollte ein realistischer Blick auf die tatsächlichen Gegebenheiten dazu führen, dass man sich bewusst wird, welche Forschungsfrage sinnvoller Weise beantwortet werden kann. In diesem Zusammenhang lohnt sich meist auch schon eine tiefere Einarbeitung in die wissenschaftlichen Grundlagen und Hintergründe, die dann später Basis für die Einleitung der Doktorarbeit dienen kann. 

Ressourcen überprüfen und freimachen

So wichtig das passende, konkrete Thema und eine gute Betreuung für das Gelingen des Promotionsvorhabens sind, so sehr hängt es schließlich dennoch davon ab, ob du ausreichend Zeit und Ressourcen zur Verfügung hast, um die Arbeit wirklich fertigzustellen. Eine Doktorarbeit ist ein mittelgroßes Projekt und sollte auch so behandelt werden. Nebenbei und ganz ohne Planung wird es schwierig werden – unnötig schwierig. Wieviel Planung du im Verlauf wirklich benötigst und wie ausgefeilt diese sein muss, das hängt sehr stark von deiner Arbeitsweise und deiner Persönlichkeit ab, aber zu Beginn solltest du unbedingt überlegen, wie du die zusätzlich Arbeit, die durch die Promotion in den nächsten Jahren entstehen wird, in deinem Leben unterbringen kannst. 

Auch wenn es im Verlauf natürlich immer wieder Änderung geben wird, sollte du schon vor Beginn der eigentlichen Promotionsphase einen groben Zeitplan erstellen. In diesen Plan gehören unbedingt die wichtigsten Meilensteine der Promotion, aber auch andere, absehbare Ereignisse, die Einfluss auf deine verfügbare Zeit haben, wie Familienzuwachs, Urlaube, Jobwechsel, Ferienzeiten der Kinder oder Umzüge. Wenn du bereits im Vorfeld weißt, dass es Zeiten geben wird, in denen du wenig schaffen wirst, macht das erfahrungsgemäß den Umgang damit einfacher. Ganz allgemein sollte der Zeitplan nicht zu straff sein und sowohl Puffer- als auch Regenerationszeiten berücksichtigen, denn schließlich geht es um Monate und Jahre. 

Wenn du bereits ohne Promotion sehr stark beansprucht bist und unter Stress stehst, wird es schwierig bis unmöglich zusätzlich Arbeit für die Promotion regelmäßig und effektiv zu erledigen ohne etwas an deinem sonstigen Leben zu ändern. Hier geht es um die Frage: Was kannst du loslassen? Welche Aufgaben kannst du lassen oder abgeben? Denk dabei bitte nicht primär an deine Hobbys oder an deinen Schlaf. Natürlich kann es für intensive Lern- oder Schreibphasen sinnvoll sein auch die eigenen Freizeitaktivitäten zu reduzieren (sofern du überhaupt welche hast), aber über längere Zeiten solltest du das nicht machen, das tut weder dir noch deiner Produktivität gut. Sicherlich gibt es Aufgaben, die du delegieren kannst, sei es an andere Familienmitglieder oder Kollegen oder nach extern. Vielleicht hilft es dir eine Putzhilfe einzustellen, eine Lebensmittellieferdienst in Anspruch zu nehmen oder (weitere) Kinderbetreuung zu organisieren. In jedem Fall solltest du auch mit deinen Vorgesetzten sprechen und sie in deine Promotionspläne einweihen. Damit hast du bessere Ausgangsbedingungen, wenn du befristet Arbeitszeit reduzieren oder sogar eine Auszeit nehmen möchtest. Es gibt sicherlich verschieden Möglichkeiten, die Zeit frei zu schaufeln, weshalb es hilfreich ist, wenn du dir vorab überlegst, wie du es für dich organisieren möchtest.

Fazit

Eine berufsbegleitende Doktorarbeit ist mindestens ein mittelgroßes Projekt, das die besten Erfolgschancen hat, wenn es gut durchdacht und geplant ist. Thema und Betreuung sind dabei nicht zu vernachlässigen, aber der größte Teil aller Erfolgsfaktoren liegt in dir selbst. Wenn du es schaffst den Herausforderungen durch gute Selbstorganisation und ein ordentliches Maß an intrinsischer Motivation zu begegnen, bringst du die besten Voraussetzungen mit. 

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