Im aktuellen Gastbeitrag beschreibt Petra Prosoparis sehr anschaulich an ihrem eigenen Beispiel, wie Stress durchaus auch förderliche Anteile hat. Er kann im Idealfall dazu führen, dass du viel schaffst und erledigt bekommst, wenn du dich fokussierst und konzentriert an deinen Aufgaben arbeitest.
Vollkommen unprätentiös erzählt sie, wie es ihr gelingt vom Gefühl der Überforderung in den Flow zu kommen und untermauert ihre Aussagen gekonnt mit wissenschaftlichen Belegen.
Lass dich von ihrem Beispiel inspirieren und so vielleicht einen neuen Blick auf stressige Phasen deines Lebens gewinnen.
Wie soll ich das alles bloß schaffen?
Heute ist mal wieder einer dieser Tage, an denen ich vor lauter Aufgaben gar nicht weiß, wo ich anfangen soll: Kinder in den Kindergarten bringen, Einkaufen, Wäsche machen, putzen, rechtzeitig an einem Workshop zum unternehmerischen Erfolg teilnehmen, den Messestand für die erste Online Coaching Messe Lebensziele vorbereiten, ein Interview aus der Reihe Frauenwege veröffentlichen, an einer Telefon-Konferenz teilnehmen und eigentlich müsste ich endlich meinen versprochenen Gastartikel für Angelina schreiben.
Außerdem ist heute mein Hochzeitstag. Also schnell noch Rosen organisieren, ein bisschen dekorieren und den Tisch reservieren für heute Abend. Zwischendurch die Kinder abholen und den Handwerker rein lassen, der das Türschloss zum dritten Mal auswechselt, in der Hoffnung, dass ich nicht schon wieder vor verschlossener Tür stehe und nicht reinkomme.
Der ganz normale Wahnsinn
Oder ich könnte auch sagen, mal wieder ein echt stressiger Tag.
Ich merke deutlich meine Stress-Symptome: beschleunigter Atem und Herzschlag und mir wird ganz warm. Die Gedanken kreisen um meine scheinbar endlose Aufgabenliste und gleichzeitig fühle ich mich total überfordert.
Kennst Du das auch? Als Frau mit Kind und Job hältst Du ständig viele Bälle in der Luft und das führt immer wieder zu Stress mit seinen typischen Stress-Symptomen?
Stress fokussiert meine Aufmerksamkeit auf das Wesentliche
Trotz meiner Befürchtungen schaffe ich an solchen stressigen Tagen dann doch recht viel. Ich erledige deutlich mehr als an weniger stressigen Tagen. Ich arbeite viel konsequenter meine to Do Liste ab. Ich lasse mich weniger ablenken.
Und am Ende des Tages bin ich dann richtig produktiv gewesen und total glücklich, dass ich so viel geschafft habe. So wie heute. Ich habe deutlich mehr geschafft als an Tagen, an denen ich keinen oder kaum Stress habe.
Wie passt das zusammen mit der Aussage, dass Stress schlecht für uns ist?
Ist Stress jetzt gut oder schlecht für Dich und für mich?
Bei Stress pumpt unser Herz mehr Blut in die Arme, Beine und ins Gehirn. Stresshormone werden ausgeschüttet. Durch Dauerstress wird das Immunsystem geschwächt und Stress wird mit vielen Krankheiten in Verbindung gebracht.
Deshalb wollen viele bloß keinen Stress, sondern lieber Entschleunigung, Entspannung und eine Auszeit.
Als Coach bin ich immer daran interessiert, etwas positiv für mich und meine Kundinnen zu nutzen. Vor allem, wenn es etwas ist, was sich scheinbar nicht ändern lässt und was sich zunächst nicht gut für uns anfühlt.
Also stellt sich für mich die Frage, was ist das Gute an Stress und wie kann ich Stress für mich nutzen?
Je mehr Stress Du hast, desto produktiver arbeitest Du
Ich bin auf eine ganze Reihe interessanter, wissenschaftlicher Erkenntnisse gestoßen. Tatsächlich findet in der wissenschaftlichen Stressforschung gerade ein Paradigmenwechsel statt. Unser negatives Bild vom Stress wandelt sich in etwas Positives.
Ja, Du, hast richtig gelesen.
Stress ist genau genommen richtig gut für uns!
So stellte zum Beispiel der Psychologe Keith Wilcox von der Columbia Universität in New York in einer neuen Studie fest, dass wir Menschen umso mehr schaffen, je mehr Aufgaben wir haben, je mehr wir zu tun haben. Wenn dann doch mal eine Deadline verpasst wird, dann arbeiten wir umso fleißiger weiter, je mehr Aufgaben wir haben. Mitarbeiter mit vielen Aufgaben erledigten ihre to Do´s schneller als Mitarbeiter mit wenigen Aufgaben.
So ist es bei mir heute gewesen. Ich hatte so viele Aufgaben, dass ich kurz vorm Verzweifeln war. Nach einem kurzen Chat mit Angelina hat sich dann jedoch meine Einstellung von „das schaffe ich nicht“ zu „ich schaffe das“ geändert.
Und jetzt am Ende des Tages habe ich vieles erledigt und sogar dieser Artikel für Angelina ist fast fertig. Also ich kann dieses Forschungsergebnis tatsächlich aus eigener Erfahrung voll und ganz bestätigen: Je mehr to Do‘s ich an einem Tag habe, umso mehr schaffe ich auch!
Ich freue mich riesig, dass ich so viel erledigt habe. Und gleich genieße ich mit meinem Mann und meinen Mädels noch unseren Hochzeitstag und lasse es mir gut gehen.
Deine innere Einstellung ist der Schlüssel zu Deinem Glück
Es kommt also wie so oft im Leben auf die innere Einstellung an. Jammer ich und sehe ich mich als Opfer der Umstände oder nehme ich die Herausforderung an und nutze ich meine körperlichen Stress-Symptome zur eigenen Leistungssteigerung.
Halte ich Stress für hilfreich für mich, fühle ich mich besser und bin produktiver.
Forscher von der Universität von Wisconsin-Madison haben 2012 herausgefunden, dass diejenigen, die in ihrem Leben viel Stress empfanden und auch das gesundheitliche Risiko von Stress befürchteten, ein um 43% erhöhtes Risiko hatten, frühzeitig zu sterben.
Die Personen, die zwar Stress hatten, aber kein Gesundheitsrisiko sahen, hatten tatsächlich auch kein höheres Risiko früher zu sterben. Die Studienteilnehmer mit der positiveren Einstellung gegenüber Stress lebten also im Schnitt länger.
Stress fördert sogar Deinen Flow
Die richtige Einstellung zu Stress kann Dich auch in den Flow bringen. Also den Zustand, den Du hast, wenn Du einer anspruchsvollen Aufgabe gewachsen bist und Dich im Arbeitsfluss befindest .
Die Psychologin Corinna Pfeifer konnte in einer Untersuchung nachweisen, dass nicht diejenigen, die nur geringe körperliche Stress-Symptome zeigten in den Flow kamen, sondern diejenigen, die mittlere Stress-Symptom hatten.
Die körperlichen Übergänge zwischen Stress und Flow sind also fließend. Das heißt moderater Stress fördert den Flow. Das ist das Phänomen, das ich heute bei mir beobachtet habe. Mein Stress hat mich in meinen Flow gebracht und ich habe richtig viel geschafft.
Die Psychologin betont gleichzeitig, dass der Wechsel zwischen stressigen Phasen und Ruhephasen auch wichtig ist. Dann macht sich der positive Effekt vom Stress am deutlichsten bemerkbar.
Also, wir sollte uns nach einem stressigen Tag auch Zeit für uns gönnen und nach einer stressigen Woche das Wochenende genießen. Wenn wir das beachten, macht der Stress richtig produktiv und die Ruhepausen tun richtig gut.
Fazit – Mein bester Rat an Dich
Heiße Deinen Stress willkommen.
Mach ihn zu Deinem besten Freund und erlebe, wie Du in den Flow kommst und produktiv bist.
Wie so oft im Leben ist auch beim Stress das richtige Maß entscheidend.
Deshalb gönne Dir nach stressigen Zeiten die nötigen Ruhepausen. Denke mal nur an Dich und nimm Dir Zeit für Dich!
Freue Dich über das, was Du bereits geschafft hast.
In diesem Sinne wünsche ich Dir frohes Schaffen und eine entspannte Zeit.
Herzliche Grüße
Petra Prosoparis
Die Autorin
Ich bin Petra Prosoparis.
Coach und Wegbegleiterin. Frau und Mutter.
Auf www.Prosoparis.de findest Du Inspirationen, wie Du Zeit für Dich gewinnst und ein Leben voller Freude führst.
Stelle Dir vor, alles, was du brauchst, ist schon in Dir! Ich freue mich, wenn Du findest, was Du suchst. Wenn Du deine Träume verwirklichst, Deine Herzenswünsche lebst und zufrieden und glücklich bist. Mein Angebot ist, Dich durch Coaching auf Deinem Weg zu unterstützen.
PS: Geht es dir auch so wie Petra? Kannst du stressige Phasen für dich nutzen und richtig produktiv arbeiten? Hinterlasse uns gern einen Kommentar unter diesem Beitrag. Auch wenn du Fragen an Petra hast, kannst du sie dort gern stellen.
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Gewagtes Thema. Stress hat langfristig nichts Gutes an sich, sondern ist schädlich.
Interessant geschrieben und ein paar uberlegenswerte Ansätze. Stress sollte aber nicht als erstrebenswert ausgerufen werden.
Herzlichen Dank, Jörg, für Deinen Beitrag.
Du hast vollkommen Recht, Stress pauschal als erstrebenswert auszurufen ist sicher nicht korrekt. Wie so oft im Leben ist auch beim Stress das richtige Maß entscheidend. Vor allem sind auch die Ruhepausen nach stressigen Zeiten sehr wichtig, um langfristig einen positiven Nutzen aus Stress zu ziehen.
Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen auch, dass die Einstellung zu Stress die langfristige Schädlichkeit von Stress bestimmt, d.h. befürchte ich schädliche Auswirkungen von Stress ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass diese auch eintreten. Befürchte ich diese Risiken nicht und sehe Stress oder „viel zu tun“ vielleicht sogar als positiv für mich an, treten diese schädlichen Auswirkungen nicht auf. Getreu dem Prinzip: Gedanken werden Dinge.
Herzliche Grüße
Petra Prosoparis
Herzlichen Dank, liebe Ilse!
Ja, es ist schon so, dass der Begriff Stress auch Stress verursachen kann. Gerade deshalb war es mir wichtig zu zeigen, wie hilfreich Stress oder (besser gesagt) viel zu tun haben ist. Wie so oft im Leben entscheiden die richtigen Worte, die eigene Einstellung und das richtige Maß über die Wirkung.
Liebe Grüße
Petra
Ein toller Artikel liebe Petra!
Es tut immer wieder gut, sich auch die positiven Eigenschaften von Stress in Erinnerung zu rufen. Ich bevorzuge jedoch die Phrase „ich habe viel zu tun“ denn auch der Begriff Stress an sich kann auch schon (ungesunden) Stress verursachen.
Alles Liebe
Ilse