„Die Gesundheit ist zwar nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“ Kaum ein anderer Satz zu Gesundheit wird so häufig zitiert, wie dieser von Arthur Schopenhauer. Viele Menschen würden dieser Aussage ohne Einschränkungen zustimmen. Dennoch ist bei den meisten die Bereitschaft etwas für ihre Gesundheit zu tun eher gering ausgeprägt. „Etwas für die Gesundheit tun“, das erscheint mühsam, anstrengend und unattraktiv. Gesundheitsbewusstes Verhalten hat den Ruf langweilig und spassfrei zu sein. Oder gar gesundes Essen… das kann doch auf keinen Fall schmecken.
Und? Fühlst du dich ertappt? Geht es dir auch so, dass du zwar das Gefühl hast, dass du etwas besser auf deine Gesundheit achten solltest, dir das aber immer viel zu unsexy erscheint? Damit bist du sicherlich in guter Gesellschaft. Wenn du gleichzeitig das Bedürfnis hast, dein Leben zu genießen, glücklich und zufrieden zu sein und so auch alt zu werden, dann ist dieser Artikel für dich.
Mein Hintergrund
Ich habe Medizin studiert, weil mich das Thema Gesundheit schon damals fasziniert hat und ich gerne Menschen unterstützen wollte gesund zu werden und zu bleiben. Die eigentliche Tätigkeit als Ärztin hat mich dann weitaus weniger fasziniert. In unserem Gesundheitswesen wird der einzelne Mensch allzu oft reduziert auf sein Rolle als Patient und dieser dann wiederum hauptsächlich auf die Summe seiner Symptome. Im Fokus der Aufmerksamkeit steht ganz überwiegend die Krankheit, das „Kranksein“ und eventuell noch das „Krankwerden“. Dem Aspekt des „Gesundbleibens“ wird kaum Bedeutung beigemessen. Wenn überhaupt, dann geht es um das Vermeiden von Risiken. Die vorhandenen Präventionsmaßnahmen sollen gefährdete Personen davor bewahren schwerwiegende Erkrankungen oder gar den vorzeitigen Tod zu erleiden. Wirklich sehr unsexy!
Versteh mich nicht falsch, Prävention hat auf jeden Fall ihre Berechtigung und kann dazu beitragen, den Gesundheitszustand gefährdeter Personen zu verbessern. Nur stehen bei all diesen Herangehensweisen immer das Risiko und die Krankheit im Vordergrund. Und das „Gesundwerden“ wird als sehr fremdbestimmter, passiver Vorgang gesehen. Der einzelne Mensch hat eher wenig damit zu tun, ob er gesund ist oder krank, ob er eine Erkrankung eher schnell übersteht oder lange dafür braucht.
Ich bevorzuge allerdings Ansätze bei denen Ressourcen und Selbstwirksamkeit die Hauptrolle spielen. Bevor ich mich diesem Aspekt intensiver zuwende, möchte ich allerdings zuerst eine andere Frage klären:
Was ist eigentlich Gesundheit?
Kann Gesundheit überhaupt getrennt von Krankheit betrachtet werden? Meine Antwort ist ganz klar „ja“! Für mich ist Gesundheit eine eigenen Ressource, die gezielt aufgebaut und gestärkt werden kann. Vielleicht fragst du dich, wann ein Mensch denn nun tatsächlich gesund ist? Und ob denn Gesundheit nicht einfach die Abwesenheit von Krankheit ist? Schon die WHO hat bereits bei ihrer Gründung eine sehr visionäre Definition von Gesundheit formuliert. Nach dieser Definition ist Gesundheit der Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens. Das ist einerseits eine sehr umfassende und ganzheitliche Definition, andererseits stellt sich doch die Frage, ob es nach dieser Definition überhaupt auch nur einen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der (längerfristig) als gesund zu bezeichnen wäre. Es wird allerdings auch wunderschön klar, dass Gesundheit nicht die Abgrenzung zur Krankheit braucht, um eindeutig definiert zu werden. Wobei andererseits nicht klar wird, wie denn der Zustand eines Menschen betrachtet werden soll, der sich nicht „völligen“ Wohlbefindens erfreut, sondern nur „weitgehenden“ Wohlbefindens.
Im allgemeinen Sprachgebrauch tun wir uns da schon leichter. Meist bezeichnen wir uns als krank, wenn wir Symptome haben, die uns beeinträchtigen. Als gesund bezeichnen wir uns, wenn wir uns wohlfühlen und ohne größere Beeinträchtigungen unseren Aufgaben und Verpflichtungen nachkommen können. Auch Menschen mit diagnostizierten chronischen Erkrankungen bezeichnen sich durchaus selbst als gesund, wenn sie gerade frei von Symptomen sind. Jeder kann für sich selbst entscheiden, ob er krank oder gesund ist. Die meisten von uns überlegen auch nicht lang, sondern sind für sich selbst ziemlich klar. So ist es für die meisten von uns auch kein Widerspruch zu sagen, dass wir beispielsweise gerade etwas Halsschmerzen haben, aber es uns ansonsten sehr gut geht. Wie wir es drehen und wenden, irgendwie ist klar, dass Gesundheit und Krankheit nicht unbedingt Gegensätze sind. Gesundheit ist auch kein statischer Zustand, sondern ein kontinuierlichen Prozess, der zudem vielschichtig und mehrdimensional ist. Wer einen Bluthochdruck hat, kann dennoch glücklich, zufrieden und ausgeglichen sein, wer depressiv ist, hat nicht zwingend körperliche Beschwerden und wer an einem Tag mit einem Magen-Darm-Infekt danieder liegt, kann am nächsten Tag wieder topfit sein.
Gleichzeitig ist es so, dass die verschiedenen Dimensionen sich durchaus gegenseitig beeinflussen. Psychische Erkrankungen gehen häufig mit körperlichen Symptomen und Diagnosen einher. Viele körperliche Erkrankungen treten vermehrt gemeinsam auf. Wer in ungünstigen sozialen Verhältnissen lebt, hat ein höheres Risiko für viele Erkrankungen. Und auch umgekehrt gilt, dass viele Erkrankungen mit einer reduzierten Lebensqualität einhergehen, z.B. auch in Bereichen wie Partnerschaft, Freundschaften oder Wohnsituation. Was hat das aber denn nun mit Gesunderhaltung und mit Ressourcen zu tun? Und wie soll das irgendwie sexy sein?
Ansätze zur Gesunderhaltung
Natürlich bin ich nicht die Erste, die sich mit Gesunderhaltung und den Einflussfaktoren für eine gute Widerstandsfähigkeit auseinandersetzt. Wer sich schon einmal mit dem Phänomen „Burnout“ befasst hat, kennt vermutlich den Ansatz der Resilienz. Und der ein oder andere hat vielleicht sogar schon mal von Salutogenese gehört.
Resilienz
Die Resilienzforschung hat inzwischen eine ganze Menge psychischer Widerstandsfaktoren gefunden, die einigen Menschen ermöglichen, Krisen weitaus besser zu überstehen als andere Menschen. Ein gängiges Modell zur Beschreibung dieser Resilienzfaktoren sind die „Sieben Säulen der Resilienz“. Diese sieben Faktoren unterteilen sich in drei Grundhaltungen (Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientierung). und vier Fähigkeiten (Opferrolle verlassen, Verantwortung übernehmen, Netzwerkorientierung, Zukunftsplanung). Diese Faktoren hängen alle eng zusammen und ergänzen sich gegenseitig. Alle Faktoren können trainiert und geübt werden, so dass eine förderlicherer Umgang mit Krisen erlernt werden kann.
Salutogenese
Die Lehre der Salutogenese befasst sich noch umfassender mit der Gesunderhaltung. Dieser von Aaron Antonovsky begründetet Forschungsrichtung geht es nicht nur um die Überwindung von Krisen, sondern vielmehr um die allgemeine Fähigkeit kraftvoll und gesund zu bleiben, auch im Angesicht zahlreicher Stressoren, denen wir alle ausgesetzt sind. Gesundheit wird hier als ein lebenslanger Prozess betrachtet. Jeder Mensch trägt zu jeder Zeit gesunde Anteile in sich, die gestärkt werden können. Im Sinne der Salutogenese sind die wichtigsten Grundlagen für eine starke Gesundheit, die Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens, die als sogenanntes Kohärenzgefühl bzw. als Kohärenzsinn wirksam werden. Gesundheitsförderung im Sinne der Salutogenese besteht also hauptsächlich darin, die individuellen Ressourcen bewusst zu machen und zu fördern, um so das Kohärenzgefühl zu stärken.
Selbstwirksamkeitserwartung
In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte der Psychologe Albert Bandura das Konzept der Selbstwirksamkeitserwartung. Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung gehen davon aus, dass sie durch ihr Handeln etwas bewirken und somit schwierige Situationen bewältigen können. Es handelt sich um eine positive, optimistische Sichtweise, die jeden Menschen selbst zum Akteur seines Lebens macht. Menschen mit einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung gehen davon aus, dass sie mit Problemen, Herausforderungen und Krisen fertig werden können. Eine Haltung die sich wie eine selbsterfüllende Prophezeiung auswirkt. Eine ausgeprägte Selbstwirksamkeit verstärkt sich selbst durch neuerliche Erfolgserlebnisse und erhöht dadurch wiederum die Anstrengungsbereitschaft sowie die Toleranz gegenüber eigenen Fehlern. Selbstwirksamkeit kann auch noch im Erwachsenenalter erlernt werden und ist ein wichtiger Aspekt der Resilienz.
Gesunderhaltung – so geht’s
All diesen Ansätzen zur Gesunderhaltung gemeinsam ist der Anspruch, dass wir Gesundheit selbst gestalten können. Ein gesundes Leben zeichnet sich also nicht durch den Fokus auf all die schädlichen Dinge aus, die es zu vermeiden gilt, sondern auf unsere eigenen Stärken und Ressourcen. Gesunderhaltung basiert auf einer positiven Weltsicht, dem Gefühl etwas bewirken zu können und dem Willen Lösungen zu finden. Diese Fähigkeiten sind erlernbar, auch wenn sie bislang noch nicht vorhanden sein sollten. Und es lohnt sich zu lernen, da wir so gesünder, selbstbewusster und zufriedener leben können. Erste Schritte zu mehr Widerstandsfähigkeiten und einem gesünderen Leben sind die Wahrnehmung und das Erkennen eigener Denkmuster, sowie das objektive Differenzieren von Ereignissen und Bewertungen. Anschließend geht es um die Wertschätzung der eigenen Leistung und das Setzen realistischer Ziele.
Fazit
„Etwas für die Gesundheit tun“ bedeutet keinesfalls Verzicht auf Spaß und schmackhaftes Essen. Vielmehr ist der effektivste Weg zu Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit, die Verantwortung für das eigenen Leben zu übernehmen, die Opferrolle zu verlassen, positiv in die Zukunft zu blicken und sein Leben bewusst zu gestalten, um es als stimmig und sinnhaft zu erleben.
Das ist doch ein ausgesprochen attraktiver Ansatz! Und durchaus sexy! Finde ich zumindest.
Ich freue mich auf dich! Hinterlasse mir gern einen Kommentar oder melde dich gleich zum kostenlosen Kennenlerngespräch an.