…kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann. Nein, sagt er gar nicht, nur ich habe es schon oft gedacht. Kochen, Putzen, Waschen, Einkaufen, das kann doch nicht so einen Stress bedeuten, das kann doch wirklich nicht so schlimm sein. Oder vielleicht doch…
Wenn es um das Thema Vereinbarkeit geht, ist es einer der Standardtipps, die man so hört, dass man sich eine Putzhilfe besorgen soll. Ganz klar, Putzen macht keinen Spaß, Putzen bringt dich nicht weiter, Putzen ist eine der Aufgaben, die du unbedingt delegieren und loslassen musst. Oder auch nicht…
Die Sache mit der Putzhilfe
Schon bevor wir Kinder hatten war das Putzthema sehr lästig und anstrengend für uns. Jeden Samstag war Putztag und mich hat das immer schon vor dem Wochenende unter Druck gesetzt bis ich im Verlaufe des Samstags irgendwann wirklich fertig war mit Saubermachen. Ich habe mir schon oft sagen lassen, dass ich mir eine Putzhilfe besorgen soll, dass es doch einfach nur dumm ist selbst die Wohnung zu putzen.
Und ja, ich habe mich irgendwann davon beeinflussen lassen und hatte über einige Jahre tatsächlich einen Putzhilfe. Eine ganz liebe ältere Italienerin, die meine Kinder verehrt hat und einen tollen Umgang mit ihnen hatte. Sie hatte einiges an Lebenserfahrung, ich habe mich immer gern mit ihr unterhalten und sie hat auch weitgehend sauber geputzt.
Mit manchen Aspekten bin ich allerdings nie gut zurecht gekommen. So habe ich immer das Klo geputzt, kurz bevor unsere Putzhilfe gekommen ist, weil ich einfach nicht wollte, dass sie das machen muss. Außerdem habe ich regelmäßig unter dem Bett rausgesaugt, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, von einer älteren Frau zu verlangen, dass sie mit dem Staubsauger auf dem Boden rumkriecht.
Es geht auch ohne
Letztes Jahr sind wir dann umgezogen und ich hätte mir eine neue Putzhilfe besorgen müssen. Bis jetzt habe ich es nicht getan und plane es auch gar nicht mehr.
Ich habe gemerkt, dass ich gar nicht will, dass jemand fremdes meine Wohnung putzt während ich entweder weg bin oder nebendran sitze und an irgendwelchen Texten oder Konzepten arbeite. Ich will gar nicht, das jemand meine Wäsche zusammenlegt oder mein Bett macht. Auch das Bad oder die Küche putze ich lieber selbst und nur zum Saugen benötige ich sicherlich keine Putzhilfe.
Ich putze also wieder selbst und ja, ganz überwiegend bin ich es, die wirklich putzt, weil der Rest der Familie deutlich andere und vor alle geringere Ansprüche an die Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung hat.
Seit ich es aber aus der bewussten Entscheidung heraus tue, das ich es selbst machen möchte, stresst es mich nicht mehr ansatzweise so wie früher.
Putzen ohne Stress
Ich habe inzwischen ein paar Tricks und Vorgehensweisen, die es mir so viel einfacher machen und nur weil ich keine Putzhilfe bezahle, heißt das nicht, dass ich nicht doch Unterstützung bekommen kann.
Wie bereits gesagt, haben meine Kinder und mein Mann geringere Ansprüche an Ordnung und Sauberkeit, was aber nicht heißt, dass ihnen alles egal ist. Wenn die Kinder in ihrem Bauzimmer keinen Platz zum Spielen mehr finden, weil der Boden über und über mit Legosteinen bedeckt ist, dann räumen sie gern und freiwillig auf.
Ich helfe ihnen soweit wie nötig für die gute Laune und meinen Wohlbefinden und nutze dann die Gelegenheit das Zimmer gleich zu saugen. Auch mein Mann bekommt manchmal einen Rappel und räumt etwas auf oder reinigt ein bestimmtes Teil im Haushalt besonders gründlich.
Das funktioniert aber natürlich nur, wenn ich allen ihre eigene Wahrnehmung zugestehe und nicht motze.
Ansprüche runter, aber nicht überall
Manchmal nehme ich mir sogar ein Beispiel an meiner Familie, dann stört der Dreck mich auch nicht mehr.
Das funktioniert natürlich nur begrenzt und die Dinge die mir wichtig sind, erledige ich einfach. Dreckränder in der Badewanne kann ich nämlich nicht ertragen, über Staubflusen im Gang kann ich durchaus eine Weile hinwegsehen.
Gleichzeitig lernen aber auch die Kinder Verantwortung für ihre eigenen Sachen zu übernehmen, da ich nicht alles erledige, wenn ich es für nötig erachten würde, sondern ihnen einen eigenen Plan zugestehe.
Nicht alles auf einmal
Was mir auch sehr geholfen hat den Stress aus dem Putzen zu nehmen, war eine ganz kleine Veränderung in meiner Einstellung:
Ich putze jetzt, wenn ich etwas Zeit habe, ohne den Anspruch mit der ganzen Wohnung fertig zu werden. So wische ich an einem Tag Staub, am nächsten sauge ich das Wohnzimmer oder putze die Bäder.
So habe ich zwar nie die Freude an einer blitzblanken Wohnung, aber alles in allem ist es natürlich auch immer halbwegs sauber und gleichzeitig spüre ich nicht mehr den Druck, den ich vorher hatte, durch das Gefühl, dass ich alles auf einmal machen muss.
Und mal ehrlich, in einem Fünf-Personen-Haushalt wird es eh so schnell wieder dreckig, dass die Freude an der blitzenden Wohnung eh nicht lang anhält.
Putzen als Ablenkung
Tatsächlich ist es so, dass ich manchmal sogar gerne putze. Seit einiger Zeit arbeite ganz überwiegend im Homeoffice, da ist der Haushalt natürlich eine große Quelle von Ablenkung.
Gleichzeitig ist Putzen oder Aufräumen aber auch eine gute Möglichkeit mal etwas abzuschalten, auf andere Gedanken zu kommen und sich etwas zu bewegen.
Am Anfang war es noch schwierig, aber inzwischen ist es für mich angenehme Pausengestaltung Geschirr zu spülen oder die Waschbecken zu wischen.
Einfachheit im Haushalt
Ein letzter Punkt, der mir die Haushaltsführung auch noch stark erleichtert, sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden:
Ich versuche unseren Haushalt möglichst minimalistisch und einfach zu halten, was zugegebenermaßen mit drei Kindern mit Sammlerleidenschaft nicht ganz einfach ist.
Ich lege dennoch Wert darauf regelmäßig auszumisten und vor jeder Anschaffung mindestens zweimal zu überlegen, ob wir dieses Ding wirklich brauchen.
Weniger Besitz macht es entsprechend einfacher Ordnung zu halten und bei besserer Ordnung fällt auch das Putzen leichter.
Fazit
Für mich war tatsächlich die Putzhilfe keine Lösung, ich kümmere mich lieber selbst um Ordnung und Sauberkeit in der Wohnung.
Was mir deutlich geholfen hat, mich vom Putzen nicht mehr Stressen zu, lassen waren Kleinigkeiten:
Ich mache nicht unbedingt alles auf einmal, ich nehme mir bei meinen Ansprüchen manchmal ein Beispiel an meinem Mann und ich versuche den Haushalt möglichst minimalistisch zu halten, dann bleibt der Arbeitsaufwand geringer.
Wie stehst du zur Hausarbeit?
Machst du sie vielleicht sogar gern?
Oder ist es für dich ein totaler Stressfaktor?
Ich freue mich auf deine Kommentare und Anmerkungen, natürlich auch darüber, wenn du diesen Artikel in den sozialen Medien teilst.
Du hattest Glück mit deiner Putzhilfe. Die letzten Wochen hatte ich ebenfalls eine Dame, die einmal die Woche für 3 Stunden kommen sollte. Ich war leider überhaupt nicht zufrieden und jetzt überlege ich, ob das auch daran lag, dass meine Erwartungen vielleicht zu hoch waren. Jetzt lese ich, dass du sogar das WC selbst gemacht hast. Ich muss mir wohl noch mal Gedanken machen. Jedenfalls mache ich erstmal alles selbst und beauftrage alle drei Monate eine Firma, die die Küche und anderes gründlich in Ordnung bringt.
LG
Xenia
liebe angelina,
ich kann das wahnsinnig gut verstehen!
ich hatte bisher 5 verschiedene putzfrauen (mindestens) und einer der gründe, warum ich lieber selber putze: ich hatte bei 4 davon das gefühl, dass die das 1) auch nicht besser und 2) noch langsamer machen als ich. und da hab ich dann beschlossen, mir für das geld lieber monatlich eine massage zu gönnen und selbst zu putzen.
mittlerweile als alleinerziehende jungmutti mit hund wünsche ich mir manchmal wieder eine regelmäßige hilfe, weil ich das gefühl hab, es hört gar nicht mehr auf. das habe ich jetzt so gelöst, dass ich einmal für einen großputz (vor allem fenster und böden) wieder eine hilfe nehme und dann gehts wieder allein weiter. 🙂
alles liebe!
sabine
ps: das mit dem klo kann ich gut verstehen 😉
Liebe Sabine,
vielen Dank für deine großartigen Impulse und Ergänzungen. Ja, ich denke auch, dass es sehr hilfreich und entlastend ist, einfach mal Unterstützung zu holen, wenn man sie am dringendsten braucht.
Viele Grüße,
Angelina
Liebe Angelina,
ich kenne und schätze beide Aspekte. Als unsere Kinder klein waren hatte ich keine Putzhilfe. Unter anderem auch deswegen, weil ich wollte, dass die Kinder mitbekommen, dass auch Hausarbeit Arbeit ist und ich sie intensiv einbezogen habe.
Seit mehreren Jahren habe ich eine angestellte Putzhilfe, die ein Mal die Woche kommt. Sie kümmert sich ums saubere Haus. Ich verlege meine Freie Zeit stattdessen lieber aufs Entrümpeln und Vereinfachen.
Mich stört es auch nicht, wenn sie da ist. Sie gehört mittlerweile schon fast zur Familie und ich möchte sie nicht mehr missen.
Es gibt allerdings Phasen, wo ich auch ganz gerne selbst putze. Das mache ich dann auch. Denn in einem Haus mit 4 Personen ist ohnehin immer etwas zu tun. Ansonsten verbringe ich meine Zeit lieber im Homeoffice, beim Backen und Einkochen und im Garten. Es bleibt mir genug zu tun.
Am Abend bevor unsere Putzhilfe kommt gebe ich nochmal eine Erinnerung an alle aus, damit jeder sein Zeugs aus den Gemeinschaftsräumen einsammelt. So funktioniert das auch gut. Da ich auch gerne „pantsche und mische“ freut sich unsere Putzhilfe über Putzhacks und selbstgemachte biologische Putzmittel.
Alles Liebe
Ilse
Liebe Ilse,
vielen Dank für deine Ergänzungen. Ja, ich kann mir auch gut vorstellen, dass es für mich auch wieder anderes funktioniert, wenn die Kinder größer sind.
Alles Liebe,
Angelina
Also ich habe seit fast 10 Jahren eine Putzhilfe und möchte sie nicht mehr missen. Mir macht es gar nichts aus, dass sie unser Klo putzt, sie überzieht sogar alle 3 bis 4 Wochen unsere Betten. Sie macht die Grundreinigung und das entlastet mich sehr. Früher kam sie jede Woche, seit einem Jahr kommt sie alle zwei Wochen, was auch genügt. Und am besten finde ich es, wenn wir aus dem Urlaub in ein sauberes Haus kommen. Es bleibt auch ohne sie noch genügend zu tun, z.B. saugen (mit Hund einfach mindestens zweimal pro Woche) und Wäsche waschen. Und ehrlich gesagt, verbringe ich meine freie Zeit lieber mit anderen Dingen als Putzen (z.B. Klavier spielen, lesen, kochen, backen oder einfach nichts tun) und die anderen in der Familie auch.
Genialer Nebeneffekt: an dem Tag bevor sie kommt, räumen alle von alleine auf.
Und selbst als ich noch im Home-Office gearbeitet habe, hatte ich kein Problem damit. Warum auch, ich arbeite und sie arbeitet und schließlich bezahle ich sie auch.
Lieben Gruß
Birgit
Liebe Birgit,
ja klar, das steht dir auch zu, ich habe kein Problem damit.
Du hast eine Sichtweise darauf, wie ich sie schon oft gehört habe und völlig in Ordnung finde. Für mich passt es so nur nicht und die Gründe dafür finde ich auch völlig legitim.
Viele Grüße,
Angelina
Sorry, Angelina. Das sollte nicht so rüberkommen, dass meine Sichtweise die einzig richtige ist. Ich finde es klasse, wenn Mütter das auch so hinbekommen.
Liebe Angelika,
danke für diesen erhellenden und bereichernden Beitrag! Ich kann Deine Gründe zunächst für und dann gegen eine Putzhilfe gut verstehen und auch die Vor- und Nachteile der Haushaltserledigung, wenn man vor allem im Homeoffice arbeitet, manchmal Fluch und Segen zugleich. Gerade aus den genannten Gründen des Für und Widers bin ich selbst noch am Überlegen, ob ich mir eine Putzhilfe suche oder eben nicht. Vielleicht ist es ohne doch nicht so schlecht 🙂
Ganz toll finde ich Deine Darstellung, dass wir sehr wohl unseren Alltag gestalten können und eben nicht immer samstags den großen Hausputz machen müssen, sondern sowohl unsere Ansprüche ändern können als auch die Rituale so legen können, wie sie eben zu unserem aktuellen Berufs- und Familienalltag im Moment passen!
Das versuche ich meine Klienten auch immer nahezulegen, dass sie viel mehr Einfluss auf ihr Leben haben und sehr wohl – in gewissem Maße – ihr Leben aktiv gestalten und verändern können und vor allem ihre Einstellungen! 🙂
Liebe Grüße
Sabine
Liebe Sabine,
vielen Dank für deine großartige Zusammenfassung. Es freut mich sehr, dass du vor allem auch den Aspekt des aktiven Gestaltens so betonst.
Das ist mir natürlich auch sehr wichtig, ich hatte ihn nur gar nicht so bewusst in diesen Artikel gepackt.
Alles Liebe,
Angelina
Liebe Angelina,
da kann ich einiges gut nachvollziehen, 100%ig glücklich haben mich meine Putzhilfeversuche auch nicht gemacht. Ich mag es nicht zu Hause zu sein, wenn jemand in meiner Wohnung werkt – das war also auch immer eine zusätzliche Logistik, einen Termin zu finden, wo die Hilfe kann und ich außer Haus.
Andererseits war der Moment des Heimkommens in eine saubere Wohnung schon schön – vor allem die zwei Stunden bis die Kids auch wieder da sind …
Liebe Grüße, Vera
Oh, ja, das ist ein tolles Gefühl, eine saubere Wohnung zu haben, ganz ohne etwas dafür tun zu müssen, naja, fast ohne etwas tun zu müssen.
Mich hat es dann nur auch umso mehr geärgert, wenn die Wohnung am Abend schon fast wieder genauso aussah wie am Vortag ;-(
Viele Grüße,
Angelina
DANKEEEEE, Angelina!
Ich habe mich vor etwa einem Monat auch dazu hinreißen lassen, eine Haushaltshilfe zu bestellen und stand direkt auch schon vor einigen der Punkten, die Du oben angesprochen hast. Klos möchte ich nicht von jemand anderem putzen lassen, die Wäsche ist zum Putztag meist schon gemacht und ja: zwischendrin ist es eine nette Pausengestaltung oder Ablenkung. Es hat mich sogar schon gestresst, die Wohnung für die Putzhilfe herzurichten. Oder auch mich und meine Zeit drum herum zu organisieren. Auch wenn ich „Delegieren“ grundsätzlich ja wirklich gut finde, noch besser finde das Prinzip der Einfachheit und des Minimalismus. danke auch für die Erinnerung, jedem Familienmitglied sein Ordnungsgefühl zuzugestehen! Ich nutze Deinen Artikel, um noch mal in mich zu gehen 😉
Viele liebe Grüße,
Isabel
Liebe Isabel,
stimmt, den Aspekt das Wohnungherichtens hatte völlig vergessen 😉
Ich bin auch nicht so weit, dass ich wirklich jedem Familienmitglied sein Ordnungsempfinden zugestehen kann. In einzelnen Bereichen klappt es aber schon ganz gut.
Alles Liebe,
Angelina